Die wichtigsten Akteure : Sie führten die Rentenmark zum Erfolg
Reichskanzler Stresemann, Reichsbankpräsident Schacht und andere führten die Weimarer Republik durch die Währungsreform - trotz erheblicher politischer Differenzen.
Inhalt
Reichskanzler Gustav Stresemann
Gustav Stresemann: Kanzler, Außenminister
Ein nur kurzes Leben und eine sehr kurze Zeit als Reichskanzler waren Gustav Stresemann beschieden. Im Alter von 51 Jahren verstarb er 1929. 1918 hatte er die Deutsche Volkspartei (DVP) gegründet, die das parlamentarische System zunächst ablehnte. Mit der schwarz-weiß-roten Fahne kämpfte sie anfangs gegen die Republik, beteiligte sich aber ab 1920 trotzdem an einer Reichsregierung. Mit Stresemann wurde dann 1923 ein DVP-Politiker Reichskanzler. Er führte eine Große Koalition mit dem Zentrum, der liberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP) und den Sozialdemokraten. Aus Protest verließen Teile des rechten Flügels die DVP und wechselten zur völkisch-nationalen DNVP. Unter Stresemanns Kanzlerschaft vom 13. August bis 23. November 1923 fällt die wirtschaftliche Stabilisierung Deutschlands mit der Rentenmark und dem Ende des Ruhrkampfs. Als Außenminister bis 1929 führt er Deutschland unter anderem zurück in den Völkerbund.
Finanzminister Hans Luther
Hans Luther: Kanzler, Finanzminister
"Politiker ohne Partei" überschrieb Hans Luther seine 1960 veröffentlichten Memoiren. Der Oberbürgermeister der Stadt Essen kam 1922 ins Kabinett des parteilosen Kanzlers Wilhelm Cuno, der eine Regierung aus Vertretern der Wirtschaft und Experten führte. Er übernimmt das Ressort Landwirtschaft und Ernährung. Im Kabinett Stresemann folgt er 1923 er Rudolf Hilferding als Finanzminister. 1925 wird er für gut ein Jahr Reichskanzler. 1930 tritt der Parteilose der DVP bei. Während der Nazizeit ist er von 1933 bis 1937 Botschafter des Deutschen Reichs in den USA. Von 1952 bis 1955 ist er Vorsitzender eines Sachverständigenausschusses für die Neugliederung der Bundesrepublik. Er stirbt 1962.
Durch die Vorarbeiten von Rudolf Hilferding wurde die Rentenmark zum Erfolg. Von den Nazis wurde der Sozialdemokrat verfolgt - und starb in SS-Haft.
Vor 100 Jahren gelang es mit der Einführung der Rentenmark, die Hyperinflation zu beenden. Die Sorge um ein stabiles Geldsystem hält in Deutschland bis heute an.
Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht
Hjalmar Schacht: Reichsbankpräsident, Minister
Eine umstrittene, aber prägende Figur der Zwischenkriegszeit ist Hjalmar Schacht, geboren am 22. Januar 1877. Er gründet 1918 die linksliberale DDP mit. Im November 1923 macht Kanzler Stresemann ihn zum Reichswährungskommissar, im Dezember 1923 dann zum Präsidenten der Reichsbank. Schacht koordiniert die Einführung der Rentenmark. Die folgende Stabilisierung der Währung verbucht er als seinen Erfolg und inszeniert sich als "Retter der Mark". 1926 wechselt ins Lager der Nationalisten. Aus Protest gegen den Young-Plan tritt er 1930 als Reichsbankpräsident zurück, da ihm die damit vereinbarte Reduzierung der deutschen Reparationszahlungen nicht ausreicht. In der Folge tauscht er sich mit Hermann Göring (1930) und Adolf Hitler (1931) aus und tritt 1931 der Harzburger Front bei, einem nationalistischen Bündnis zur Bekämpfung der Weimarer Republik. 1931 drängt er Reichskanzler Brüning, die Nationalsozialisten ins Kabinett zu holen, 1932 Reichspräsident Hindenburg, Hitler zum Kanzler zu machen. 1933 wird er erneut Reichsbankpräsident, 1934 Wirtschaftsminister. 1937 tritt er aufgrund der nationalsozialistischen Schuldenpolitik als Wirtschaftsminister zurück, bleibt aber Minister ohne Geschäftsbereich. 1937 wird er nach Protesten gegen Hitlers schuldenfinanzierte Rüstungspolitik als Reichsbankpräsident entlassen. 1944 kommt er ins KZ, überlebt und stirbt 1970.
DVNP-Politiker Karl Helfferich
Karl Helfferich: DNVP-Politiker
Während des Ersten Weltkriegs wendet sich der 1872 geborene Karl Helfferich als liberaler Vizekanzler noch gegen den uneingeschränkten U-Boot-Krieg. Doch nach 1918 schließt er sich der völkisch-antisemitischen Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) an und wird radikaler Gegner der Weimarer Demokratie., verfasst unter anderem die Streitschrift "Fort mit Erzberger". Mit Konzepten für eine Währung auf Sachwertbasis liefert Helfferich die Grundlage für die Rentenmark. Er stirbt 1924 bei einem Eisenbahnunglück.