Auszeichnung für herausragende Recherche : Zeit-Autorenteam erhält Medienpreis des Bundestages
Der Medienpreis würdigt herausragende publizistische Arbeiten. In diesem Jahr wurde ein Text über den Sturm auf das Reichstagsgebäude 2020 ausgezeichnet.
"Warum haben Sie mitgemacht?" Diese Frage stellten zwölf Autorinnen und Autoren der Wochenzeitung "Die Zeit" 45 Beteiligten, die am 29. August 2020 in einem Pulk von rund 400 Personen versucht hatten, das Reichstagsgebäude zu stürmen. Sie fragten nach den Motiven und danach, "ob sie es noch einmal täten". Für das Ergebnis ihrer Recherchen, erschienen am 24. August 2023 als Titelthema: "Sturm auf den Reichstag", überreichte ihnen Bundestagsvizepräsidentin Yvonne Magwas (CDU) am Mittwoch den Medienpreis Parlament 2024 des Deutschen Bundestages.
Jury spricht von einem "Meisterstück der dokumentarischen Distanz"
Die Journalistin Pinar Atalay (RTL), Mitglied der siebenköpfigen unabhängigen Jury des Medienpreises, berichtete, das "Zeit"-Autorenteam gehe "den persönlichen Geschichten der Stürmenden nach", zeige die Gesichter und erzähle die Einzelschicksale jener, "die - als Masse gestärkt - am 29. August 2020 den Reichstag angriffen".
Ein Autorenteam der Wochenzeitung "Die Zeit" hat den Medienpreis Parlament des Deutschen Bundestages gewonnen. Bundestagsvizepräsidentin Yvonne Magwas (CDU) ehrte am vergangenen Mittwoch die Journalistinnen und Journalisten.
Das Autorenteam, bestehend aus Lale Artun, Christian Fuchs, Astrid Geisler, Anne Kunze, Dominik Lenze, Bastian Mühling, Kim Lucia Ruoff, Christina Schmidt, Amonte Schröder-Jürss, Jana Simon, Eva Sudholt und Stefan Willeke, arbeite auf höchstem Niveau daran, "den Leserinnen und Lesern Einblicke in Gedankenwelten zu geben, die meist eher verschlossen bleiben". Somit trügen sie dazu bei, "das Geschehen und das Warum besser zu verstehen, und das ist höchst preiswürdig", urteilte Atalay.
Die Jury-Vorsitzende Claudia Nothelle von der Hochschule Magdeburg-Stendal nannte den Beitrag ein "Meisterstück der dokumentarischen Distanz". Die Journalistinnen und Journalisten hätten die Stimmen sprechen lassen - "ohne Glorifizierung, ohne Urteil, ohne belehrenden Zeigefinger. Sie schaffen ein klares Protokoll, das Raum gibt, die Gefahren selbst zu erkennen".
Nominiert waren auch Beiträge über den Petitionsausschuss und Humor im Parlament
Von den 55 eingereichten Beiträgen nominierte die Jury drei für die Preisverleihung. Nominiert waren auch ein Text der "Spiegel"-Politikredakteurin Sophie Garbe über die Arbeit des Petitionsausschusses des Bundestages und ein Radiofeature der freien Hörfunk-Journalistin Lydia Jakobi über Humor im Parlament.
Yvonne Magwas lobte eingangs, die nominierten Beiträge kombinierten alles, was man von gutem Journalismus erwarte: Information, Investigation, Analyse und Kritik, Zuspitzung und Unterhaltung. Dies lasse die Abgeordneten ihre eigene Arbeit reflektieren, sorge aber auch dafür, dass "die Arbeit unseres Parlaments vermittelt wird".
Magwas würdigt Arbeit der Medien
Politikerinnen und Politiker beklagten sich oft über "die Medien", vor allem, wenn Dinge wissentlich zugespitzt oder durch Verkürzung missverständlich dargestellt würden, sagte die Bundestagsvizepräsidentin. Wichtiger sei jedoch, dass sie dankbar seien für den "weit überwiegenden Teil sorgfältiger, fachkundiger und kluger Berichterstattung, die uns und unsere Arbeit auch immer wieder hinterfragt".
Magwas dankte den Medien dafür, dass sie dazu beitragen, den Alltag und die Abläufe des Deutschen Bundestages besser verständlich zu machen, dass sie den "Facettenreichtum der Politik und ihrer Akteure beleuchten und die bisweilen verschlungenen Wege, auf denen der Bundestag zu politischen Lösungen kommt".
Der Gewinner im Jahr 2024
Journalist Christian Schweppe wurde mit dem Medienpreis Parlament ausgezeichnet. Schweppe erhielt den Preis für seine Berichterstattung über Politik und Lobbyismus.
Mit dem seit 1993 vergebenen und mit 5.000 Euro dotierten Medienpreis würdigt der Bundestag "herausragende publizistische Arbeiten", die zur Beschäftigung mit Fragen des Parlamentarismus anregen und zu einem vertieften Verständnis parlamentarischer Abläufe und Themen beitragen.
Die eingereichten Arbeiten für das diesjährige Preisverfahren mussten zwischen dem 1. Januar und dem 31. Dezember 2023 in deutschen Tages- oder Wochenzeitungen und in Online-Medien erschienen oder in Rundfunk oder Fernsehen ausgestrahlt worden sein.