Bedeutende Einwanderer : Deutsche in Amerika: Pastoren, Bauerntölpel und Revolutionäre
Johannes Ehrmann erzählt die Geschichte der deutschen Kolonisten in der amerikanischen Revolution.
Der erste Sprecher des US-Repräsentantenhauses im Jahr 1789 war deutscher Herkunft. Sein Name: Friedrich Mühlenberg. Oder eben Frederick Muhlenberg, wie die Amerikaner sagen. Seine Geschichte und die seiner Familie präsentiert der "Zeit"-Journalist Johannes Ehrmann in "Söhne der Freiheit".
Die deutschen Einwanderer und ihre Nachkommen stellen am Vorabend der amerikanischen Revolution rund zehn Prozent der Einwohner in den 13 Kolonien, in Pennsylvania gar ein Drittel. Sie gelten als fleißige Handwerker und Bauern, ganz geheuer sind sie den englischsprachigen Kolonisten jedoch nicht. Benjamin Franklin warnt in der 1750er Jahren gar vor Überfremdung durch die "pfälzischen Bauerntölpel".
Briefe und umfangreiche Tagebücher als Quellen
Nach anfänglicher Reserviertheit gegenüber den nach Unabhängigkeit strebenden Revolutionären wandeln sich die Deutschen mehrheitlich zu überzeugten amerikanischen Patrioten. Begleitet wird dieser Prozess von heftigen Kontroversen, die mitunter quer durch die Familien verlaufen. Friedrichs Vater Heinrich Melchior Mühlenberg, ein sittenstrenger lutheranischer Pastor, der 1742 von seinen Kirchenoberen nach Pennsylvania entsandt wird, um sich um das Seelenheil der deutschen Protestanten zu kümmern, lehnt die Ideen der Revolution zunächst schon deshalb ab, weil sie sich nicht auf Gott, sondern auf das Naturrecht des Menschen beruft. Sein Sohn Peter hingegen, der ebenso wie seine Brüder Friedrich und Heinrich als Pastor in die Fußstapfen des Vaters tritt, wechselt im Unabhängigkeitskrieg den Talar gegen die Uniform eines Generals in Washingtons Armee. Eine politische Karriere schließt sich an.
Das Wirken und die Gedanken der deutsch-amerikanischen Mühlenbergs ist der Nachwelt in Briefen und den umfangreichen Tagebüchern Heinrich Melchior Mühlenbergs erhalten geblieben. Johannes Ehrmann hat diese Quellen zu einer süffigen Geschichts-Doku verarbeitet.
Johannes Ehrmann:
Söhne der Freiheit.
Eine deutsche Einwanderfamilie und die Gründung der Vereinigten Staaten.
Klett-Cotta,
Stuttgart 2023;
320 Seiten, 25,00 €