Piwik Webtracking Image

Glosse : Das ist alles nur geklaut

"Gute Künstler kopieren. Großartige Künstler stehlen", wusste schließlich schon Pablo Picasso. Doch in der Politik können Plagiate schnell mal für Verwirrung sorgen.

06.06.2024
True 2024-06-07T10:41:28.7200Z
2 Min

"Das ist alles nur geklaut, eo eo, das ist alles gar nicht meine, eo, das ist alles nur geklaut, eo eo, doch das weiß ich nur ganz alleine, eo", trällerten 1993 die sächsischen Prinzen und stürmten damit auf Platz vier der Charts. Schon klar, mit geistigem Diebstahl kann man es weit bringen. "Gute Künstler kopieren. Großartige Künstler stehlen", wusste schließlich schon Pablo Picasso.

In der Politik sollte man hingegen vorsichtig sein mit dem Copy-and-Paste. Das mussten etliche Ex-Doktores erfahren, seit ihnen die Plagiatsjäger im Nacken saßen. Schon deshalb scheint es umso erstaunlicher, dass die Grünen aktuell ganz ungeniert die in links-woken Kreisen verpönte "kulturelle Aneignung" betreiben und dies sogar auf ihre Wahlplakate drucken lassen. "Machen, was zählt!", steht da zu lesen und der mündige Bürger fühlt sich direkt in ein Rekrutierungsbüro der Bundeswehr versetzt. "Mach, was wirklich zählt", heißt es auf den Werbeplakaten der Truppe lockend. Bis Redaktionsschluss war nicht zu klären, ob Bundeswehr und Grüne schlicht die gleiche Werbeagentur beauftragt hatten. Viel wahrscheinlich ist aber, dass Landwirtschaftsminister Cem Özdemir den Slogan während einer seiner Wehrübungen für Führungskräfte in den vergangenen Jahren im Tarnfleck aus der Kaserne geschmuggelt hat. Ganz im Sinne der Prinzen: "Entschuldigung, das hab ich mir erlaubt."

Programmatisch einleuchtender scheint die Plakatierung der FDP, die ihre Spitzenkandidatin Marie-Agnes Strack-Zimmermann als "Oma Courage" anpreist. "Alle halten mich für klug", singen die Prinzen. Nur blöd, dass Bertolt Brecht mit seiner "Mutter Courage" einer veritablen Kriegsprofiteurin ein literarisches Denkmal setzte. Wie singen die Prinzen? "Ich werde immer schöner durch mein Geld."