Glosse : Das perfekte Reiseziel
Das richtige Reiseziel zu finden, ist immer wieder eine neue Herausforderung. Besonders, wenn die Krisen der Welt einen Strich durch die Planung machen.
Klimakrise, Corona-Pandemie, steigende Spritpreise, Flughafenchaos und ein ausgewachsener Krieg. Wer braucht da noch die Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes, um die Lust an der Ferne zu verlieren?
Und wen es dennoch ins Ausland zieht, kann bei der Wahl der richtigen Destination obendrein eine Menge Fehler machen. Das mussten in der vergangenen Woche auch drei nordrhein-westfälische Landtagsabgeordnete der AfD erkennen, als ihre anvisierte Reise in den russisch besetzten Teil der Ostukraine publik wurde. Da sah sich selbst der AfD-Bundesvorstand genötigt, sich zu distanzieren.
Warum nicht in die Ferne schweifen?
Distanzieren von einer Reise in den Donbas würden sich aktuell auch gerne tausende von Russen. Kaum hatte ihr Präsident eine Mobilmachung von 300.000 zusätzlichen Soldaten für seinen Krieg gegen die Ukraine verkündet, da waren innerhalb von Stunden sämtliche Flüge von Moskau in die Türkei oder nach Armenien ausverkauft. Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses der Duma, Andrej Kartapolow, mahnte daraufhin alle Männer, die für eine Einberufung infrage kommen könnten, nicht in der Türkei Urlaub zu machen, sondern in der südrussischen Region Krasnodar oder auf der annektierten Krim. Welch Zynismus!
Zu beglückwünschen für die perfekte Wahl ihres Reiseziels sind da die beiden russischen Kosmonauten Sergej Prokopjew und Dmitri Petelin. Die starteten in der vergangenen Woche mit ihrem amerikanischen NASA-Kollegen Frank Rubio vom Weltraumbahnhof Baikonur in der kasachischen Steppe zu einem halbjährigen Aufenthalt zur internationalen Raumstation ISS. Aus 400 Kilometer Höhe soll die Erde ja als ein wahrhaft friedlicher Ort erscheinen - selbst dann, wenn sie mal wieder auf dem Kopf steht.