Glosse : Für Handspiel gibt es rot
Die Hände haben im Fußball bekanntlich nichts verloren. Es sei denn man ist Torwart. Trotzdem gestikulieren manche Spieler ziemlich kopflos auf dem Platz.
Wie der Name dieses schönen Sports unschwer erkennen lässt, wird der Ball mit Füßen getreten. Kommt im Strafraum hingegen die Hand ins Spiel, dann droht ein Elfmeter. Ausnahmen für diese simple Regel gelten nur für den Torhüter sowie Diego Maradonna und seine "Hand Gottes". Deswegen heißt es Fußball und nicht Handball. Okay, der Kopf darf auch eingesetzt werden. Aber damit tun sich Fußballspieler mitunter ja eher schwer. Vor allem nach erzielten Toren rennt so mancher Kicker reichlich kopflos gestikulierend über den Platz.
Zuletzt war dieses Phänomen beim türkischen Fußballnationalspieler Merih Demiral zu beobachten, der beim Sieg im EM-Achtelfinale gegen Österreich mit beiden Händen den sogenannten "Wolfsgruß" zeigte.
Der türkische Nationalspieler zeigt den sogenannten "Wolfsgruß" der rechtsextremen und ultranationalistischen "Grauen Wölfe".
Dieses Handzeichen gilt als Symbol der türkischen rechtsextremen und ultranationalistischen Organisation "Graue Wölfe". Demiral selbst begründete seine Geste mit seiner "türkischen Identität", es stecke keine versteckte Botschaft dahinter. Das ist wohl wahr: Versteckt war die Botschaft nicht, jeder konnte sie sehen. Nicht nur sehen, sondern auch hören konnte man die Botschaft beim albanischen Spieler Mirlind Daku, dessen Hände nach der Partie gegen Kroatien zu einem Megafon griffen, um nationalistische Gesänge anzustimmen.
Da wirkten die Handgreiflichkeiten des englischen Spielers Jude Bellingham, der nach seinem Siegtreffer gegen die Slowakei signalisierte, dass er die berüchtigte "Wir brauchen Eier"-Forderung von Oliver Kahn wohl deutlich überzuerfüllen glaubt, zwar infantil, aber vergleichsweise sympathisch. Aber wie gesagt: Fußball wird nicht mit den Händen gespielt. Und den Kopf, den darf man getrost auch benutzen. Dann bleibt der Fußball ein schöner Sport.