Glosse : Homeoffice im Oval Office
In der Politik werden immer öfter Hochbetagte mit höchsten Ämtern betraut. Das bringt für die Kandidaten Vorteile mit sich.
Die stetig höhere Lebenserwartung hat auch für Spitzenpolitiker ihre warmen Sonnenseiten. Schon der alte Adenauer wusste, wie angenehm es sich mit eilfertiger Unterstützung subalterner Mitarbeiter und einem bequemen Dienstwagen lange leben und regieren lässt.
Wurden Hochaltrige in Spitzenpositionen früher vorzugsweise im Vatikan gesichtet, dringen die 80-Jährigen neuerdings international in die Phalanx der politischen und parlamentarischen "best ager" vor. In den USA demonstrieren Präsident Biden, sein sportlicher Herausforderer Trump und andere langgediente politische Kräfte, dass man auch als hochbetagter Entscheidungsträger noch erfolgreich beim Golf tricksen, an Charity-Events teilnehmen oder zumindest launige Tischreden halten kann.
Für ein Nickerchen stehen im Weißen Haus gemütliche Sessel bereit
Freilich brauchen die Herrschaften hin und wieder ein Päuschen, im Weißen Haus soll es gemütliche Ohrensessel aus dem 18. Jahrhundert geben und klimatisierte Räume, wie gemacht für ein "sleep in", wenn man nicht gerade eine Kriegserklärung verfassen oder den Nato-Austritt bekannt geben muss. Den lästigen Atomkoffer trägt der stramme Kerl vom Militär durch die Gegend, während der Chef bei "Hart aber herzlich" schon selig eingeschlummert ist.
Mit schlauen Reformen könnten die Duracell-Häschen noch mit 100 Jahren ein ausgefülltes Politikerleben in höchsten Staatsämtern genießen. Bei der "Air Force One" wäre ein Lift angezeigt, um jähe Gangway-Abstürze zu vermeiden. Lange Dienstreisen gehören ohnehin ganz abgeschafft, wozu gibt es schließlich Video-Calls. Der Trend zum Homeoffice sollte sich endlich auch im Oval Office durchsetzen. Denn "my home is my castle" ist vor allem unter Security-Gesichtspunkten besser als gepanzerte Präsidenten-Rollatoren mit eingebauter Raketenabwehr.