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Glosse : Nerviger als falsch

Frei nach Theodor W. Adorno: Es gibt kein falsches Funkgerät im richtigen Panzer.

30.09.2023
True 2024-01-30T13:18:07.3600Z
2 Min

Politiker lieben Superlative. Zumindest wenn es darum geht, die vermeintlich eigenen Erfolge dick herauszustreichen, also am dicksten zu machen. Oder aber, um den politischen Gegner mies aussehen zu lassen, sprich am miesesten. Und manchmal trifft es auch die aus ihrer Sicht am schlechtesten informierten Journalisten. So kommentierte dieser Tage der in allen Umfragen aktuell beliebteste Politiker, Verteidigungsminister Boris Pistorius, Berichte über jene digitalen Funkgeräte, die derzeit an die Bundeswehr ausgeliefert werden, sich aber nicht so einfach in die etwa 13.000 Fahrzeuge der Truppe einbauen lassen: "Wenn ich lese 'Falsche Funkgeräte beschafft', dann könnte die Meldung falscher nicht sein."

Wir lassen an dieser Stelle dahingestellt, ob es überhaupt einen Komparativ (zweite Steigerungsstufe) für das Wörtchen "falsch" gibt. Die deutsche Sprache ist ja bekanntermaßen eine der schwierigeren oder sogar die schwierigste. Aber Politiker haben es ja wie gesagt eher mit Superlativen (dritte Steigerungsstufe). Vielleicht meinte Pistorius in Wirklichkeit auch, dass gar nicht die Funkgeräte falsch sind, sondern die veralteten Fahrzeuge seiner Truppe, die mitunter zu klein sind für die Geräte oder zu wenig Batterieleistung haben. Frei nach Theodor W. Adorno: Es gibt kein falsches Funkgerät im richtigen Panzer. Oder eben andersherum.

Wie auch immer es sich nun verhält: Mit einem Kostenvolumen von 1,3 Milliarden Euro für digitale Funkgeräte, die aktuell nicht verwendet werden können, hat die Bundeswehr definitiv nicht die richtige, auch nicht die richtigere und schon gar nicht die richtigste Wahl getroffen. Und noch etwas ist klar: Die Fälle von Geldverschwendung bei der Rüstungsbeschaffung gehörigen zu den nervigeren, wenn nicht sogar zu den nervigsten.