Glosse : Post von Boris zum Geburtstag

Einen Brief zum 18. Geburtstag vom beliebtesten Bundesminister? Schon bald sollen Deutschlands Jugendliche (m/w/d) bei Erreichen der Volljährigkeit Post von Boris Pistorius bekommen. Und er wird sie freundlich aber bestimmt unter Verweis auf das Grundgesetz und mindestens ein Dutzend Bundesgesetze und Verordnungen fragen, ob der eine oder die andere ganz zufällig gerade nichts besseres zu tun weiß und für sechs Monate - gerne auch länger - zur Bundeswehr kommen möchte. Antworten müssen auf diese Anfrage von Vater Staat alle Landeskinder (m), ansonsten droht ein Bußgeld. Süß und ehrenvoll ist es, an das Vaterland zu zahlen. Landeskinder (w/d) hingen steht es frei, zu dienen - Gleichstellungspolitik im 21. Jahrhundert.

Verwaiste und vergreiste Truppe

Auf dem Postweg soll nun also geschafft werden, was mobile Infotrucks, Karrierecenter, Youtube-Videos und TikTok-Clips, Plakatierungen und Appelle nicht vermochten: Mehr Soldaten für die vom Personalmangel gebeutelte Truppe rekrutieren. Die Zeit drängt, schließlich befürchtet Pistorius, dass Russland ab 2029 ein Nato-Land angreifen könnte. Sollte die Bundeswehr allerdings für die Beschaffung der benötigten rund 400.000 Briefbögen pro Jahrgang samt Kuverts ähnlich lange brauchen wie für die Beschaffung von Schießgerät, dann drohen die Kasernen, Fregatten und Flugzeuge endgültig zu verwaisen und zu vergreisen. Alte Männer sind ja für fast alles verantwortlich, was schief geht. Warum also nicht auch für die Verteidigung der Freiheit?

Da trifft es sich ganz prima, dass der Bundestag gerade das Postgesetz reformiert hat und der Post mehr Zeit für die Zustellung von Briefen einräumt. Dafür soll sie zuverlässiger werden. Kriegstüchtig nennt man das wohl. Herzlichen Glückwunsch.