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Foto: picture-alliance/SZ Photo/FriedrichBungert
Hannah Arendts Zitat "Freiheit ist denkbar als Möglichkeit des Handelns unter Gleichen. Gleichheit ist denkbar als Möglichkeit des Handelns für die Freiheit" ziert die Wände der Parlamentsbibliothek.

Besuch in der Parlamentsbibliothek : Ein Hort des Wissens und der Ruhe

Die Bibliothek des Bundestags versorgt die Abgeordneten und ihre Mitarbeiter mit Hintergrundwissen: Über 1,6 Millionen Bände umfasst der Bestand.

14.03.2024
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2 Min

Während die Abgeordneten des Bundestages im Plenarsaal des Reichstagsgebäudes hitzig debattieren, gibt es auf der gegenüberliegenden Spreeseite im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus einen Ort der Ruhe: die Parlamentsbibliothek. In ihrem kreisrunden Lesesaal ist inmitten von rund 20.000 Büchern nur vereinzelt das leise Tippen auf Computertasten zu hören. Doch die Stille trügt - hinter den Kulissen wird emsig gearbeitet.

Allein im vergangenen Jahr haben die 74 Mitarbeitenden der Parlamentsbibliothek rund 500 umfangreiche Recherchen zusammengestellt und 41.000 Auskünfte erteilt. Der Historiker Holger Scheerer, der die Parlamentsbibliothek seit über dreißig Jahren leitet, erklärt: "Die Bibliothek ist primär für die Informationsversorgung der Abgeordneten, der Mitarbeiter der Abgeordneten und der Mitarbeiter der Fraktionen und der Bundestagsverwaltung zuständig ".

Bestellungen sind innerhalb von 30 Minuten da

Bestellen Nutzerinnen oder Nutzer online ein Buch über den Bibliothekskatalog, halten sie es innerhalb von dreißig Minuten in der Hand - das garantiere die Parlamentsbibliothek, sagt Scheerer stolz. Bei umfangreicheren Rechercheaufträgen haben die Mitarbeitenden dann etwas mehr Zeit: "Je nachdem, ob ein Abgeordneter Informationen für einen Auftritt am Abend in der Talkshow braucht oder erst für eine Rede in der kommenden Woche, müssen die Anfragen entsprechend schnell bearbeitet werden".

Schaut man sich die Ausleihzahlen an, sei auffällig, dass die Nachfrage nach elektronischen Medien enorm zunehme. Die Zahl der gedruckten Veröffentlichungen hingegen gehe seit Jahre zurück, sagt Scheerer. Während die Bibliothek des Bundestages in den Nullerjahren noch rund 80.000 gedruckte Bände und Schriften jährlich entliehen habe, waren es im vergangenen Jahr nur noch rund 20.000. Hauptsächlich werde diese Zahl von den Zeitschriften beeinflusst. Denn diese stünden mittlerweile fast alle online über den Bibliothekskatalog zur Verfügung, so der Bibliotheksleiter.

Bibliothek fing 1949 mit kleinem Bestand an

Trotz der sinkenden Nachfrage nach gedruckten Medien umfasst der Bestand der Bundestagsbibliothek heute 1,6 Millionen Bände. Mit dieser Zahl gehört sie neben den Parlamentsbibliotheken in Washington, Tokio und Rom zu einer der größten der Welt. Dabei hat sie einmal ganz klein angefangen: 1949 nahm die Bibliothek des Bundestages ihre Arbeit mit lediglich 1000 Bänden auf, die sie von Mitgliedern des Parlamentarischen Rates übernommen hatte. Denn Hunderttausende Bücher und Schriften, die vormals in der Bibliothek des Reichstages gelagert hatten, gingen nach einem Bombenangriff in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges fast vollständig in Flammen auf.

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Die nächste große Herausforderung für die Bibliothek des Bundestages und alle Bibliotheken weltweit sieht Holger Scheerer im Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI). Bereits jetzt werde mit KI-basierten Anwendungen an vielen Bibliotheken und Dokumentationseinrichtungen experimentiert, erklärt er. Bisher seien die Programme jedoch noch nicht so ausgereift, dass sie auch in der Bibliothek des Bundestages eingesetzt werden könnten.

In einer Sache ist sich Scheerer jedoch sicher: "Künstliche Intelligenz ist bisher noch ein Feld, von dem wir wissen: Es wird nicht nur die Arbeit der Bibliotheken, sondern die gesamte Produktion und Distribution von Wissen dramatisch verändern."