Ortstermin : Abgeordnete erinnern an gefallene Bundeswehrsoldaten
Mitglieder des Untersuchungsausschusses und der Enquete-Kommission Afghanistan haben den "Wald der Erinnerung" besucht.
Die Abgeordneten haben zum Gedenken an die in Afghanistan Gefallenen einen Kranz niedergelegt. Das jüngste Opfer der Mission war gerade einmal 19 Jahre alt.
Acht Stelen aus erdfarbenen Ziegeln säumen den Weg, der durch den "Wald der Erinnerung" führt. Auf ihnen stehen die Namen der Soldaten, die in Auslandseinsätzen der Bundeswehr ums Leben kamen. Insgesamt sind es 116 Gefallene, darunter eine Frau. Der jüngste von ihnen war gerade erst 19 Jahre alt. Bewusst habe sich die Bundeswehr dafür entschieden, neben dem Vor- und Nachnamen nur das Todesjahr und Einsatzgebiet zu verewigen und nicht den Dienstgrad. "Denn hinter jeder Uniform steckt immer ein Mensch", sagt Stabsfeldwebel Michael Eichstaedt. Auch stehen die bronzenen Lettern eines jeden Namensbandes leicht hervor, so können die Buchstaben von den Angehörigen sowie Kameradinnen und Kameraden berührt werden. Das soll den Hinterbliebenen etwas zum Anfassen geben, erklärt Eichstaedt. Nicht alle Soldatinnen und Soldaten, derer im Wald der Erinnerung gedacht wird, sind im Gefecht oder während Kampfhandlungen ums Leben gekommen. Einige starben bei Verkehrsunfällen im Einsatz oder durch Suizid.
Eichstaedt, der selbst in fünf Auslandseinsätzen und an insgesamt 1.350 Einsatztagen gedient hat, führt an diesem Tag rund 15 Abgeordnete, die im Untersuchungsausschuss oder in der Enquete-Kommission Afghanistan im Bundestag sitzen, durch den Wald der Erinnerung. Er berichtet über die Entstehungsgeschichte des Ortes, der sich auf dem Gelände der Henning-von-Tresckow-Kaserne in Potsdam-Schwielowsee befindet. Am 15. November 2014, einem Samstag vor dem Volkstrauertrag, wurde die Gedenkstätte feierlich eröffnet. Sie soll ein individuelles Trauern ermöglichen. Mittlerweile besuchen jedes Jahr mehr als 11.000 Menschen den Wald der Erinnerung.
Vom Hauptweg durch den Wald führen mehrere Abzweigungen hin zu Ehrenhainen. Das sind Gedenkstätten, die von Soldatinnen und Soldaten ursprünglich direkt an den Einsatzorten, also auf dem Balkan oder in Afghanistan, errichtet wurden. Meist sind sie schlicht und bestehen aus Steinen oder Holz - Materialien, die auch in kargen Kriegsregionen zu Verfügung stehen.
Ehrenhaine werden nach Ende der Missionen zurückgeführt
Die Bundeswehr habe sich dafür eingesetzt, dass mit dem Ende einer jeweiligen Mission auch die Ehrenhaine nach Deutschland zurückgeführt und wiederaufgebaut werden. Der zuletzt zurück nach Deutschland gebrachte ist der Ehrenhain aus Mazar-e Sharif in Afghanistan. Es sei eine ziemliche Herausforderung gewesen, den 27 Tonnen schweren Findling per Flugzeug zu transportieren, erzählt Eichstaedt. Doch nach zwanzig Jahren Bundeswehreinsatz in Afghanistan sei es das Mindeste, das man den Gefallenen schulde und auch für die Kameradinnen und Kameraden sei es wichtig, um mit dem Einsatz abschließen zu können.
Die Abgeordneten, die an diesem heißen Sommertag Eichaedts Erzählungen aus Kriegs- und Krisengebieten lauschen, scheinen sichtlich bedrückt. Am Ende legen sie einen Kranz mit gelben und weißen Rosen für die gefallenen Soldaten nieder.
Oberstleutnant Christian Schneider, der die Gruppe der Abgeordneten an diesem Tag ebenfalls begleitet, wünscht sich von den Parlamentariern, und zwar von allen und nicht nur denen, die an diesem Tag den Wald der Erinnerung besuchen, dass sie sich ihrer Verantwortung bewusst werden. Die Abgeordneten müssten sich klarmachen, dass die Beschlüsse, die sie im Plenum treffen, Folgen für Menschen und ihre Familien haben. "Es sollte intensiver über Einsätze der Bundeswehr diskutiert werden. Nur so können Entscheidungen getroffen werden, die die Gefahren für Soldaten im Ausland minimieren." Über den Wald der Erinnerung sagt Schneider: "Es ist schön, einen ruhigen Ort zu haben, an dem man seiner Kameraden gedenken kann. Hier wird man geerdet".