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Ortstermin: Auf der Frankfurter Buchmesse : Von Büchern und Bienen

Die Frankfurter Buchmesse feiert ihr 75. Jubiläum. Slowenien präsentiert sich als Gastland unter dem Motto "Waben der Worte".

20.10.2023
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3 Min
Foto: picture-alliance/APA/picturedesk.com/ANNEMARIE HAPPE

Der Pavillon des Ehrengastlandes Slowenien auf der Frankfurter Buchmesse soll an die waldreiche Natur des Landes erinnern.

Es herrscht reges Treiben im Pavillon des Gastlandes Slowenien auf der 75. Frankfurter Buchmesse - wie in einem Bienenstock strömen Besucherinnen und Besucher hinein und hinaus. Auf offenen Regalen stehen Romane, Sach- und Kinderbücher slowenischer Autoren. Es riecht nach dem Holz der recycelbaren Bücherregale und nach den echten Rosmarinpflanzen im Raum. Dazwischen finden sich Sitzgelegenheiten, die zum Lesen und Innehalten nach langen Messetagen einladen.

In Slowenien sagt man: "Mit Honig fängt man Fliegen, mit süßen Worten Leute". Und da Sprichwörter immer ein Stück Lebensart und Geschichte der Kultur widerspiegeln, aus der sie stammen, zeigt dieses, dass die Imkerei und die Sprache eine besondere Bedeutung für das kleine zentraleuropäische Land haben, das gerade einmal so groß ist wie Hessen. Tatsächlich ist die Imkerei fest in der slowenischen Tradition verankert, das Land hat weltweit die meisten Imker pro Kopf. Bezüglich der Landessprache schreibt Asta Vrecko, die slowenische Ministerin für Kultur, in der Buchmessenausgabe der slowenischen Tageszeitung Delo: "Die nationale Identität der Slowenen beruht auf der Sprache und den Büchern." Viele dieser Bücher können nun auch auf Deutsch gelesen werden. In Vorbereitung auf die Messe hat es rund 600 neue Übersetzungen slowenischer Werke gegeben.

Ein Land mit schriftstellerischem Potenzial 

Verknüpft wurden Sloweniens Honig und Worte auch für die Bücherschau. Unter dem Motto "Waben der Worte" präsentiert sich das Gastland. Die Idee dahinter: Wie Bienen, die hinaus in die Welt fliegen und mit Nektar und Pollen zurückzukehren, strömen auch die Sloweninnen und Slowenen in andere Länder und Kontinente und bringen verschiedene kulturelle und künstlerische Einflüsse in die Sprache und Kultur des Heimatlandes zurück.

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Einer der bekanntesten Autoren Sloweniens ist Slavoj Zizek. Der Philosoph sorgte am Anfang der Woche mit Äußerungen zum Nahostkonflikt in seiner Rede während der Eröffnung der Messe für einen Eklat. Mehrere anwesende Politiker verließen daraufhin die Veranstaltung. Der Direktor der Buchmesse, Juergen Boos, äußerte sich spontan nach Zizeks Ansprache und betonte: "Es ist die Freiheit des Wortes. Und die müssen wir hier stehen lassen, das ist mir wichtig". Politischer Streit gehört dazu: Die Messe müsse sich auch mit gesellschaftspolitisch relevanten Themen beschäftigen, hatte Boos jüngst im Interview mit dieser Zeitung geäußert. Politische Debatten gehörten zu ihrer DNA.

Ansturm auf größte Buchmesse der Welt

Der Krieg in Israel und im Gazastreifen dominiert den bisherigen Diskurs über die Messe und doch geht auf der größten Bücherschau der Welt alles seinen gewohnten Gang: Illustratorinnen und Buchhändler, Verleger und Autorinnen tauschen sich aus. Es gibt Lesungen und Diskussionsrunden. Über 4.200 nationale und internationale Aussteller präsentieren sich - darunter in diesem Jahr erstmalig "Das Parlament". Nach den Fachtagen ist die Messe seit Freitagnachmittag für Privatpersonen geöffnet. Insgesamt wird mit über 300.000 Besucherinnen und Besuchern gerechnet.

Auch wenn der Ansturm groß ist und der deutsche Buchmarkt im vergangenen Jahr noch 9,44 Milliarden Euro erwirtschaftet hat, verliert der Buchhandel immer weiter an Kundschaft. Doch wie der diesjährige Slogan der Buchmesse proklamiert, heißt es: And the Story goes on - Und die Geschichte geht weiter.


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