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Geburtstag der Ex-Bundeskanzlerin : Angela Merkel wird 70

Ihre 16 Jahre als Bundeskanzlerin haben Deutschland und Europa nachhaltig geprägt: Angela Merkel hat das Land pragmatisch und skandalfrei durch große Krisen geführt.

11.07.2024
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3 Min

Am 17. Juli vollendet die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ihr 70. Lebensjahr. Die 1954 in Hamburg geborene und in der DDR aufgewachsene Physikerin hat als Kanzlerin die deutsche und europäische Politik 16 Jahre lang geprägt. Nach dem Fall der Mauer bis zur Wahl in den Bundestag im Dezember 1990, dem sie bis 2021 angehörte, und der Ernennung zur Ministerin für Frauen und Jugend Anfang 1991, war es nur ein kurzer Weg. Sie stieg danach rasch zur bekanntesten Politikerin aus der früheren DDR auf.

Merkel, die 1990 in die CDU eintritt und von 1991 bis 1998 stellvertretende Bundesvorsitzende ihrer Partei war, wurde 1998 zunächst CDU-Generalsekretärin und von 2000 bis 2018 dann Bundesvorsitzende der CDU.

Regierungsstil war pragmatisch, ihr öffentlicher Auftritt unaufgeregt

Ende 2005 wurde Merkel zur Bundeskanzlerin gewählt und behielt das Amt bis Ende 2021. Nur Helmut Kohl war einige Tage länger Kanzler. Ihr Regierungsstil war sachlich und pragmatisch, ihr öffentlicher Auftritt unaufgeregt und ihre Regierungszeit skandalfrei. Im Gegensatz zu ihren Vorgängern trug sie Machtbewusstsein nie zutage und gab sich uneitel. Vergleichbar Helmut Schmidt, verfügte sie über einen großen Wissensschatz, und wie er galt sie als sehr akten- und themensicher. Zu ihren wichtigsten Arbeitsgeräten gehörte das Mobiltelefon, dies brachte ihr zuweilen die Bezeichnung SMS-Kanzlerin ein. Eines ihrer sehr früh genutzten Geräte steht heute im Haus der Geschichte.

Mit dem schnellen Zugriff auf das Kanzleramt gegen selbsternannte Hoffnungsträger hatte sie 2005 ihre Machtposition in der CDU unversehens gefestigt. Dabei verfügte sie noch nicht einmal über eine "Hausmacht", ließ sich nicht auf einen Parteiflügel festlegen und regierte trotzdem fast unumschränkt. Lange profitierte sie davon, dass sie unterschätzt wurde. Dass sie die Partei modernisiert, für neue Wähler geöffnet und als Kanzlerin das Land erfolgreich durch Großkrisen gesteuert habe, hatte ihr auch Wolfgang Schäuble in seinen Erinnerungen positiv angerechnet. In der Presse hieß es gelegentlich, sie sei aber eine Kanzlerin gewesen, die eher reagiert als gestaltet habe. Entscheidungen etikettierte sie wiederholt als alternativlos und entzog damit Kritikern den Boden.

Bundestagswahl 2013: Union gewinnt beinahe die absolute Mehrheit

Merkels 18-jährige Amtszeit an der CDU-Spitze war von einem programmatischen Richtungswechsel gekennzeichnet. Dieser führte bei der Bundestagswahl 2013 dazu, dass die Union mit 311 von damals 631 Sitzen beinahe die absolute Mehrheit im Deutschen Bundestag errang. Dass sie die Union nach "links" rückte und Themen der SPD und der Grünen aufgriff, habe aber auch der Beliebigkeit und der Austauschbarkeit den Weg gewiesen, lautet eine oft vorgebrachte Kritik.

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Nach 2018 überschatteten die Folgen der Auseinandersetzung um die Asylpolitik und der damit verbundene Aufstieg der AfD das Gesamtbild ihrer Ära. Im Oktober 2018 entschied Angela Merkel nach schweren Verlusten für die CDU bei der Landtagswahl in Hessen, nicht erneut als CDU-Bundesvorsitzende und zur Bundestagswahl 2021 auch nicht erneut als Kanzlerin zu kandidieren.

Corona-Pandemie forderte Merkels Krisenkompetenz

Als Regierungschefin war sie aber auch danach noch gefordert, vor allem die Corona-Pandemie ließen das Land noch einmal auf Merkels Führungsstärke und Krisenkompetenz schauen. Gustav Seibt nannte sie dabei in der "Süddeutschen Zeitung" 2021 eine "Aufhalterin" möglicher Katastrophen.

Eine ihrer bemerkenswertesten Reden hielt sie ganz am Ende ihrer Kanzlerschaft, zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober 2021 in Halle. Sie sprach darin unbequemen Wahrheiten an, die der Westen Deutschlands seit 1990 kaum zur Kenntnis genommen habe, nämlich die Umbrüche in den Biografien ihrer Landsleute. Für die alte Bundesrepublik habe sich damals nichts, für die ehemalige DDR aber alles verändert. Auch sie habe darunter gelitten, dass sie jahrelang als keine geborene, sondern als eine angelernte Bundesdeutsche bezeichnet wurde.

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