Parlamentarisches Profil : Der Chancengucker: Daniel Föst
Daniel Föst (FDP) ist bekennender Fan vom "Wohngeld Plus". Elementar sei, die Angebotslücke beim Megathema Wohnen durch günstigeres und schnelleres Bauen zu beheben.
Es ist einer dieser Tage, in denen es für Daniel Föst rein und raus geht. Er war gerade im Plenum, danach Telefonate, und am Abend um halb sieben noch selbst eine kleine Rede im Bundestag, zu einer detailhaften Änderung im Baugesetzbuch - vor der großen Rede am Tag darauf. Daniel Föst, 46, spricht über seine Arbeit wie über ein Vergnügen. "Ich mache diesen Abgeordnetenjob sehr, sehr gern", sagt er, "ich habe spannende und inspirierende Persönlichkeiten kennengelernt, denen ich ansonsten nicht über den Weg gelaufen wäre".
Daniel Föst ist bau- und wohnungspolitischer Sprecher der FPD-Fraktion und Obmann im Ausschuss für Wohnen, Stadtentwicklung, Bauwesen und Kommunen.
Seit 2017 sitzt Föst im Bundestag, ist seitdem bau- und wohnungspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion. In dieser Funktion, die bei manchen Zeitgenossen klischeebehaftete Vorstellungen wecken mag, gibt er sich nahbar und kämpferisch zugleich. "Ich bin es gewohnt, dass 90 Prozent eine andere Meinung haben", sagt er. Und was entgegnet er, wenn man ihn als Vertreter des Eigentums bezeichne, der weniger den Blick auf die Mieter habe? "Das ist eine durchaus übliche Polemik in der Debatte", lächelt er. "Aber den Kritikern sage ich: Probleme müssen gelöst werden, sie können nicht weggeregelt werden."
Das Soziale schwingt bei Föst immer mit
Wie auch immer man zum Thema Bauen und Wohnen in Deutschland steht, nach Aussage Fösts "die soziale Frage unserer Zeit", Lösungen bietet der FDP-Politiker an: Eine Angebotslücke sei da und zu beheben, sagt er, durch günstigeres und schnelleres Bauen, durch weniger Regeln und Vorschriften. Das "Wohngeld Plus", welches die Ampelkoalition zu Beginn des kommenden Jahres einführen will, beschreibt Föst als "bekennender Fan": Das Wohngeld sei ein sehr naheliegendes Instrument der Hilfe für jene, die sie brauchen. Ab dem 1. Januar 2023 soll dann das neue "Wohngeld Plus" mit deutlich höheren Zuschüssen zur Miete und einem stark ausgeweiteten Empfängerkreis greifen. Statt bisher rund 180 Euro pro Monat sollen Berechtigte fast das Doppelte bekommen, nämlich rund 370 Euro pro Monat. Die Zahl der anspruchsberechtigten Haushalte soll sich sogar verdreifachen, von 600.000 auf zwei Millionen.
Zu seinen Aufgaben im Bundestag kam Föst, weil ihn die Frage umtrieb, wie Wohnraum in Deutschland für die Menschen bezahlbar sein könne. Vorher hatte er im Bezirkstag Oberbayern ganz andere Erfahrungen gesammelt: Er war Berichterstatter für Jugendpflege gewesen. Das Soziale schwingt bei ihm immer mit. Aber das Anecken scheint er zu mögen; auf seiner Website steht: "Anders als meine Kollegen aus anderen Parteien glaube ich an die Menschen und ihre individuellen Möglichkeiten." Das ist FDP im Reinen, ein kritisches Semikolon zum immer häufigeren Eingreifen des Staates in diesen krisenhaften Zeiten.
Vom FDP-Generalsekretär in Bayern und später Landesvorsitzenden in den Bundestag
Möglichkeiten nutzen, das kennt er aus der eigenen Familie. Mutter und Vater machten sich selbständig, sie Krankenschwester, er Bankkaufmann - und gründeten ein Möbelhaus; "mein Papa ist ein Chancengucker, er hat früher mit seinem besten Freund auf dem Moped Baustellen abgefahren und dort Linoleum verkauft, das ganze wurde größer - bis er gemeinsam mit meiner Mama den Sprung wagte".
In seiner Jugend lernte Föst die Liebe zu Möbeln, lernte sie zu restaurieren, machte nach dem Abi eine Lehre als Verkäufer im Möbeleinzelhandel. Studierte ein paar Semester Betriebswirtschaftslehre, "ich bin aber weniger Theoretiker". Er arbeitete im elterlichen Betrieb, machte sich selbständig, beriet kleine und mittlere Unternehmen. Parallel die Politik: 2005 Eintritt in die FDP, im gleichen Jahr Vorsitz der Jungen Liberalen München. 2013, als die FDP alle Mandate "zurecht verlor", wollte Föst einen Schnitt machen. Aber bei der Neuaufstellung der Partei kam man auf ihn zu; Föst wurde Generalsekretär in Bayern, später Landesvorsitzender bis 2021. Hat er noch Zeit zum Restaurieren von Möbeln? "Kein Platz und keine Zeit", lacht er. Im Keller der Münchener Mietwohnung steht, was oben keinen Ort mehr findet - und dann gibt es noch die zwei kleinen Söhne, "in München übernehme ich einen großen Teil der Familienarbeit". Dann wird zwar noch gebaut, aber mit Lego.