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Weiterentwicklung des Internets : Metaverse: Zwischen Chancen und Hype

Die Pläne des Meta-Konzerns dazu, was auf das heutige Internet folgen könnte, sind in einer Anhörung im Digitalausschuss vor allem auf eins gestoßen: Skepsis.

19.12.2022
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Anfang Dezember ließ der Facebook-Konzern Meta verlautbaren, dass der Technologieriese massiv in Forschung zum sogenannten "Metaverse" investieren will: 2,5 Millionen Dollar Fördergelder sollen allein für europäische Universitäten bereitgestellt werden. Aus Deutschland ist die Hochschule Magdeburg-Stendal dabei.

Mit dem Metaverse und dem Web3 sind Konzepte zur Weiterentwicklung des Internets auf Basis von Blockchain-Anwendungen, wie Kryptowährungen oder Avataren verbunden. Die Chancen und Risiken des möglichen Nachfolgers des Internets in 3D, auf das mittels Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) zugegriffen werden können soll, beschäftigten den Digitalausschuss vergangene Woche in einer Expertenanhörung. Dabei wurden mehrheitlich kritische Töne laut: Während einige der neun Sachverständigen die Potenziale hervorhoben, sprach die Mehrheit von einem "Hype", der von der Angst getrieben sei, den Anschluss zu verpassen.

Sebastian Klöß (Bitkom e.V.) verwies darauf, die aktuellen Entwicklungen nicht in "überbordenden Bedenken" zu ersticken. Die Anwendungsmöglichkeiten und Potenziale des Metaverse seien riesig, auch mit Blick auf den Industriesektor. Web3 und Metaverse böten große Chancen, dass Nutzer Inhalte selbst besitzen, kontrollieren und monetarisieren, sagte Klöß.

Im Metaverse wird mehr "getaucht" als gesurft

Dass die Sichtbarkeit gesteigert werden müsse, betonte Philipp A. Rauschnabel von der Universität der Bundeswehr München. Er plädierte dafür, die Forschung dazu zu stärken. Im Unterschied zum Web3 werde das Metaverse Prozesse sichtbar verändern, sagte Rauschnabel - in absehbarer Zeit werde aber nicht das bisherige Internet ersetzt, sondern vielmehr das Bestehende erweitert oder ergänzt, stellte er klar. Wir seien es gewohnt, im dreidimensionalen Raum zu interagieren, deswegen würden Nutzer im Metaverse mehr "tauchen" als "surfen", da man Teil dessen sei, so Rauschnabel.

Der Journalist Ludwig Siegele (The Economist) sprach im Kontext des Metaverse von einem "Buzzword", das über den Atlantik gewandert sei und warnte davor, die Pläne von Meta zu ernst zu nehmen - gleichzeitig fehle in Deutschland eine Debatte darüber, wie die digitale Wirtschaft der Zukunft aussehen soll. Grundsätzlich werde deutlich, dass ein neuer ökonomischer Raum entstehe, der immer wichtiger werde. Um europäische Werte durchzusetzen, müssten Lösungen gefunden werden, die technisch einen "dritten Weg" darstellten und bei denen Blockchain helfen könne, sagte er.

Blockchain als dauerhaftes Speichermedium nicht kompatibel mit EU-Grundrechtecharta

Dass die Blockchain als dauerhaftes Speichermedium inkompatibel mit der EU-Grundrechtecharta und der Datenschutz-Grundverordnung sei, betonte Malte Engeler, Richter am Verwaltungsgericht Schleswig-Holstein. Ein zentraler Kritikpunkt sei die Einführung der Kategorie "Eigentum" etwa in Bezug auf personenbezogene Daten. In diesem Kontext nannte Engeler auch das Recht auf Vergessenwerden, das mit der Blockchain-Technologie nicht vereinbar sei, da Einträge nur ergänzt, aber nicht gelöscht werden können. Probleme beim Konzept des Eigentums an den eigenen Daten sprach auch die Sachverständige Molly White (Library Innovation Lab Harvard University) an. In einer Blockchain gespeicherte Nutzerdaten seien dadurch noch mehr Marketingfirmen und Datenanalyse-Unternehmen zugänglich, sagte sie. Die Machtverteilung bei Blockchain-Projekten bleibe enorm zentralisiert.

Informatikprofessor Boris Hollas von der HTW Dresden betonte, dass mit dem Web3 Hoffnungen, unter anderem auf ein "besseres und gerechteres" Internet verbunden seien. Wie dies technisch funktionieren solle, sei jedoch unklar. Die Blockchain-Technologie benötige viel Speicherplatz, Bandbreite und Rechenleistung, da sämtliche Daten in der Blockchain gespeichert würden. "Für globales Internet ist die Blockchain denkbar ungeeignet", sagte Hollas hinsichtlich der Skalierbarkeit. Für kleine Datenmengen funktioniere sie hingegen gut.

Sachverständiger: Internet hat mehr Ernsthaftigkeit verdient

Sehr kritisch äußerte sich auch Jürgen Geuter (Art+Com und Otherwise Network), der von "hyperkapitalistischen Strukturen" sprach. Über Blockchain werde bereits seit 14 Jahren gesprochen und trotzdem hätten die Verfechter nichts vorzuweisen. Das Internet habe "mehr Ernsthaftigkeit verdient", sagte Geuter. Der digitale Raum müsse verteidigt und gestaltet werden, bestehende Regelwerke müssten angewandt und das partizipative Internet gefördert werden, lautete seine Einschätzung. Auch Softwareentwicklerin Lilith Wittmann betonte, dass die Blockchain-Technik insbesondere in Kombination mit personenbezogenen Daten eine "lange Liste von Risiken" berge. Sie verwies auf den überschaubaren Nutzen von Blockchain-Projekten und kritisierte, dass Deutschland "der Innovation wegen" signifikant in diese investiere. Nicht oder zu wenig berücksichtigt würden dabei soziale Auswirkungen der Technologie.

In Web3, Metaverse und Kryptowährungen sah auch Elizabeth Renieris (Hackylawyer, Oxford Institut für Ethics in Artificial Intelligence) Herausforderungen für Menschenrechte und Ethik. Es bestehe etwa die Gefahr, dass die kommerzielle Ausbeutung von Individuen durch digitale Interaktionen wie etwa durch intelligente Verträge (Smart Contracts) verschärft werde, sagte Renieris. Sie verwies auf die Notwendigkeit einer barrierefreien Gestaltung von virtuellen Räumen, um Inklusion und Zugänglichkeit zu fördern.