Wissenschaft soll internationaler werden : Debatte um Zukunft der Forschung spaltet Fraktionen
Die Ampelfraktionen wollen die Wissenschaft internationalisieren. Die Opposition fragt sich, warum sie dann Mittel für die internationale Zusammenarbeit streicht.
Ob und inwiefern zukünftig internationale Kooperationen in der Forschung vertieft werden sollten oder eine weitere Internationalisierung der Wissenschaft nötig ist, hat der Bundestag am Mittwochabend im Plenum beraten. Gleich drei Anträge zum Thema standen auf der Tagesordnung.
Während der Antrag der Fraktionen der SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP mit dem Titel "Eine interessen- und wertegeleitete Internationalisierung von Wissenschaft und Hochschulbildung" verstärkt Kooperationen mit ausländischen Wissenschaftspartnern anstrebt, fordern die AfD-Abgeordneten in ihrem Antrag: "Die Abwanderung hochqualifizierter deutscher Wissenschaftler statistisch erfassen und gegensteuernd tätig werden". Die CDU/CSU-Fraktion appelliert mit ihrem Antrag an die Bundesregierung, den Rückzug aus der internationalen Zusammenarbeit in Wissenschaft und Forschung zu stoppen.
Forschende und Hochschulen sollen noch stärker mit ausländischen Partnern kooperieren, fordern die Koalitionsfraktionen in einem Antrag.
Stephan Seiter (FDP) erklärte im Plenum: "Wir haben globale Herausforderungen, vor denen wir zusammen als Menschheit stehen." Um diese Herausforderungen zu lösen, brauche es ein kooperatives internationales Wissenschaftssystem, daher sei der Antrag der Koalitionsfraktionen dringend notwendig, so Seiter.
Alexander Föhr (CDU) kritisierte daraufhin, dass die Koalitionsfraktionen mit ihrer Politik die internationale Zusammenarbeit in Bildung und Forschung massiv schwächten. Dass die Bundesregierung nun dort den Rotstift ansetze, wo ausgegebenes Geld über Generationen hinweg Wissenschafts- und Wirtschaftsbeziehungen erhalte, sei töricht. Ähnlich argumentierte Nicole Gohlke (Die Linke). So sei der Antrag der Koalitionsfraktionen finanziell nicht untersetzt. Schaue man sich den Haushalt für das kommende Jahr an, werde bei wichtigen Programmen, wie beispielsweise den Goethe-Instituten, gekürzt.
Marc Jongen (AfD) kritisierte, dass die Internationalisierung der Wissenschaft für Deutschland bedeute, dass tausende hochqualifizierte Wissenschaftler ins Ausland abwanderten. In manchen Forschungsinstituten in den USA könne sich heute auf Deutsch unterhalten werden.
"Kooperation muss erleichtert werden"
Dass Abschottung noch nie zu Innovationen geführt habe, merkte daraufhin Ruppert Stüwe (SPD) an. Die Internationale Zusammenarbeit der Wissenschaft müsse im Grundsatz erleichtert und ermöglicht werden. Es brauche mehr Kooperationen mit Regionen, die in der Vergangenheit vernachlässigt wurden.
Große Menschheitsfragen wie die Klimakrise oder der Ressourcenmangel machten internationale Wissenschaftskooperationen überlebenswichtig, sagte auch Kai Gehring (Bündnis 90/Die Grünen). Bereits jetzt sei die Wissenschaft längst fester Bestandteil einer interessengeleiteten Außenpolitik. Da die Wissenschaftsfreiheit vielerorts unter Druck gerate, müsse sie täglich verteidigt werden.