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Pauschalreiserichtlinie : Reiseveranstalter befürchten große Nachteile

Die EU-Pauschalreiserichtlinie soll novelliert werden. Sachverständige sehen das Vorhaben überwiegend kritisch und fordern im Tourismusausschuss Änderungen.

17.05.2024
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2 Min

Reiseveranstalter haben vor zusätzlicher Regulierung der bei deutschen Urlaubern sehr beliebten Pauschalreisen durch eine Änderung der EU-Pauschalreiserichtlinie gewarnt. Auch die Bundesregierung ist mit den bisherigen Brüsseler Plänen unzufrieden und drängt auf Änderungen, das wurde in einer öffentlichen Anhörung des Ausschusses für Tourismus am Mittwoch deutlich. "Wir haben einen absoluten Goldstandard bei Pauschalreisen. Jetzt muss auch gut sein", stellte etwa Norbert Fiebig, der Präsident des Deutschen Reiseverbandes, fest.

Reiseveranstalter: Zusätzliche Belastungen für Pauschalreisen vermeiden

Eine Vertreterin der Bundesregierung erläuterte zu dem EU-Vorhaben, die vorgesehene Anpassung der Definition der Pauschalreise und der verbundenen Reiseleistungen werde zu einer deutlichen Ausweitung des Begriffs Pauschalreise führen. So sollen Buchungen verschiedener Einzelreiseleistungen automatisch als Pauschalreise gelten, wenn sie innerhalb von drei beziehungsweise 24 Stunden erfolgen. Für die mittelständisch geprägte Reisebranche hätte die Neuerung massive Auswirkungen, da sich diese Firmen eine Haftung als Reiseveranstalter nicht leisten könnten.


„Wenn wir alles zu Pauschalreisen machen, wird das der Untergang der Vermittler sein.“
Ansgar Staudinger, Universität Bielefeld

Professor Ansgar Staudinger (Universität Bielefeld) warnte: "Wenn wir alles zu Pauschalreisen machen, wird das der Untergang der Vermittler sein." Der Reiseveranstalter TUI forderte in seiner Stellungnahme, zusätzliche Belastungen für Pauschalreisen müssten vermieden werden. Der Deutsche Reiseverband wies darauf hin, dass die umfangreichen Verpflichtungen der Pauschalreiseveranstalter diese finanziell erheblich belasten und einen Wettbewerbsnachteil darstellen würden.

Warnung vor Rückzug vieler kleiner Anbieter

Der Veranstalter Dertour/REWE-Group erklärte, die Änderungen würden einen deutlichen Einschnitt in die Vielfalt der Reiseangebote zur Folge haben. Von der Allianz selbstständiger Reiseunternehmen hieß es, Pauschalreiseanbieter würden bereits heute einen erstklassigen Verbraucherschutz bieten. Der Deutsche Ferienhausverband warnte vor einem Rückzug vieler kleiner Anbieter aus dem Markt.

Die Verbraucherzentrale Bundesverband bezeichnete die Pauschalreise-Richtlinie als wichtiges Verbraucherschutzinstrument. Die Thomas-Cook-Pleite und die Corona-Pandemie hätten jedoch erhebliche Mängel in der aktuellen Pauschalreise-Richtlinie aufgezeigt die ungenügenden Regelungen zur Insolvenzabsicherung.