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Chaos an den Flughäfen : Von wegen "gute Reise"

An den deutschen Flughäfen herrscht mitten zur Hauptreisezeit Chaos beim Check-In und den Sicherheitskontrollen. Was steckt hinter dem Engpass?

25.07.2022
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2 Min

Stundenlange Wartezeiten bei Check-in und Sicherheitskontrolle, verpasste oder komplett gestrichene Flüge. Chaos an den Flughäfen zur Hauptreisezeit, die Krise scheint hausgemacht. Während der Corona-Pandemie hat die Luftverkehrsbranche über zwei Jahre massiv Personal abgebaut. Und obwohl Airlines und Flughäfen, die von der Bundesregierung mit Beihilfen in Milliardenhöhe gestützt wurden, bereits seit Monaten einen gewaltigen Neustart prophezeit hatten, haben sie es versäumt, die Lücken zu schließen. Stattdessen schienen die Akteure wider besseres Wissen völlig überrascht, als die Buchungszahlen tatsächlich wieder in die Höhe schnellten. Laut dem Flughafenverband ADV ist jede fünfte Stelle unbesetzt.

Kritik vom Arbeitsminister

Man habe mit massiven Wirtschaftshilfen und dem Instrument der Kurzarbeit versucht, Fachkräfte an Bord zu halten um nach der Pandemie durchstarten zu können, kritisiert Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD). Dennoch sei in einigen Bereichen Personal entlassen oder Kurzarbeitergeld nicht aufgestockt worden, so dass die Betroffenen aufgrund des Einkommensverlustes gezwungen waren, in andere Branchen abzuwandern. "Es wäre Aufgabe der Unternehmen gewesen, da rechtzeitig Vorsorge zu treffen, was nicht in ausreichendem Maße gelungen ist."

Besonders ausgewirkt hat sich die Tatsache, dass Airports und Airlines aus Kostengründen einen Großteil der Passagier-, Gepäck- und Flugzeugabfertigung und auch die Bundespolizei die Sicherheitskontrollen an private Dienstleister ausgelagert haben. Der Arbeitgeberverband der Bodenabfertigungsdienstleister im Luftverkehr (ABL) bemängelt, dass seine Mitglieder frühzeitig auf ein durch Personalabbau drohendes Chaos verwiesen haben, bei den staatlichen Corona-Beihilfen aber unberücksichtigt geblieben sind.


„Für die Rückgewinnung deutscher Fachkräfte braucht es anständige Arbeitsbedingungen und Löhne.“
Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD)

Der Versuch, den Fachkräftemangel befristet durch die schnelle Erteilung von Aufenthalts- und Arbeitserlaubnissen für einige tausend ausländischer Mitarbeiter auszugleichen, kommt wegen der strengen Sicherheitsüberprüfungen für die Ferienzeit zu spät. Der Wunsch der Branche, die Hilfskräfte als Leiharbeiter zu beschäftigen, wurde abgelehnt. Die Firmen müssen die Mitarbeiter direkt beschäftigen, nach Tarif bezahlen und menschenwürdig unterbringen, so Minister Heil. Für die Rückgewinnung deutscher Fachkräfte forderte er "anständige Arbeitsbedingungen und Löhne".

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Lagen die im Sommerflugplan geplanten Flüge bereits bei 85 Prozent des Vor-Corona-Niveaus, sind die Airlines jetzt kurzfristig dazu übergegangen, das Angebot trotz ungebrochener Nachfrage aufgrund des Personalmangels wieder zu reduzieren. So strich allein die Lufthansa-Gruppe mehr als 5000 Flüge. Weitere Starts wurden teilweise erst nach dem Check-in der Passagiere abgesagt. Angesichts oft zögerlicher Rückerstattung der Ticketpreise und Zahlung von Entschädigungen drohte Verbraucherschutzministerin Steffi Lemke den Airlines mit einem Verbot der üblichen Vorkasse bei Flugbuchungen.

Der Autor ist freier Journalist in Berlin.