COP15 in Kanada : Fast ein Drittel der Erde soll unter Schutz stehen
Beim Gipfel in Montreal haben sich rund 200 Staaten gegen die Zerstörung der Natur gestellt. UN-Generalsekretär Guterres sprach von einem wegweisenden Abkommen.
Um die Zerstörung der Ökosysteme durch den Menschen und den Artenschwund aufzuhalten, sollen 30 Prozent der Fläche der Erde und der Meere bis zum Jahr 2030 unter Schutz gestellt werden. Auf dieses Ziel haben sich Mitte Dezember die rund 200 Teilnehmerstaaten des Weltnaturgipfels im kanadischen Montreal (COP15) verständigt und sich zudem geeinigt, mehr Geld für den Schutz der Artenvielfalt auszugeben. Dafür sollen aus den reicheren Ländern bis 2025 jährlich rund 20 Milliarden US-Dollar an die ärmeren Staaten fließen.
Unterschiedliche Reaktionen auf Verhandlungsergebnis
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sieht in dem Abkommen ein historisches Ergebnis: "Die Weltgemeinschaft verfügt nun über einen Fahrplan zum Schutz und zur Wiederherstellung der Natur und zu ihrer nachhaltigen Nutzung." Deutschlands Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) betonte: "Die Staatengemeinschaft hat sich dafür entschieden, das Artenaussterben endlich zu stoppen."
Verhaltener fielen die Reaktionen von Umwelt- und Naturschützern aus: Es sei ein Erfolg, "dass nach zähen Verhandlungen der Vertragsstaaten überhaupt eine Vereinbarung zustande gekommen ist", sagte etwa Jannes Stoppel von Greenpeace. Er beklagte aber auch, dass schädliche Aktivitäten wie industrielle Fischerei oder Holzeinschlag in Schutzgebieten nicht prinzipiell ausgeschlossen seien. Florian Titz von der Umweltschutzorganisation WWF sprach hingegen von einem "lückenhaften, aber letztlich überraschend guten Rahmenwerk". Naturschutzbund-Präsident Andreas Krüger warnte, die Welt steuere in der Natur- und Klimakrise auf einen Abgrund zu. "Doch statt entschieden zu bremsen, geht sie lediglich etwas vom Gas."
Ziel: Pestizide bis 2030 halbieren
In dem verabschiedeten Dokument wird auch die Rolle indigener Völker und lokaler Gemeinden in weltweiten Naturschutzbemühungen betont, was viele Beobachter als Erfolg werteten. Zudem wird in dem Papier das Ziel verkündet, die Gefährdung von Mensch und Umwelt durch Pestizide bis zum Jahr 2030 zu halbieren und umweltschädliche Subventionen abzubauen. Vertreter einiger vor allem ärmerer Länder kritisierten aber, dass zu wenig Finanzhilfe der reicheren Länder eingeplant worden sei. UN-Generalsekretär António Guterres lobte das Abkommen hingegen als wegweisend. Die Menschheit schmiede einen Friedenspakt mit der Natur.
Der 15. Weltnaturgipfel - auch unter dem Kürzel COP15 bekannt - hätte ursprünglich schon 2020 in China stattfinden sollen, wurde aber wegen der pandemischen Lage dort verschoben. Er fand zunächst online und im chinesischen Kunming statt und wurde dann ins kanadische Montreal verlegt, wo das Sekretariat der Biodiversitätskonvention seinen Sitz hat. Bei der Umsetzung der Beschlüsse des Gipfels sind jetzt die einzelnen Staaten am Zug.