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Klimafreundliche Mobilität : Fast autofrei in Freiburg

Mehr grün, weniger Lärm: Das Freiburger Viertel Vauban gilt als Vorreiter für die autoarme Stadt. Warum dort viele Bewohner gern auf den eigenen Wagen verzichten.

17.07.2024
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3 Min

Im Grünen wohnen, aber in zehn Minuten mit dem Rad in der Stadt sein, davon träumen viele Menschen. In Freiburgs Stadtteil Vauban ist das bereits Realität. Dort laufen die Kinder allein zur Grundschule und spielen nachmittags in den Wohnstraßen, auf denen selten Autos unterwegs sind.

Foto: picture alliance / Caro | Kaiser

Mehr Platz: Kinder spielen auf der Straße in der autoarmen Siedlung Vauban in Freiburg.

Geparkt wird in der Quartiersgarage außerhalb

Das Quartier Vauban auf dem ehemaligen Kasernengebiet mitten in Freiburg hat sich nach dem Abzug der Franzosen in den 1990er Jahren zu einer grünen Insel inmitten der Stadt entwickelt. 5.600 Menschen leben dort, etwa 1.500 von ihnen ohne eigenen Wagen, aber mit Zugriff auf 40 Car-Sharing-Fahrzeuge. Das Besondere ist, dass sich alle Bewohner darauf geeinigt haben, ihren Privatwagen in den sogenannten Quartiersgaragen am Rand des Stadtteils zu parken. Das schafft viel Platz im Quartier. Die Autos, die in den Wohnstraßen unterwegs sind, dürfen nur Schrittgeschwindigkeit fahren. Allenfalls in der zentralen Vaubanallee, wo auch die Busse und die Tram fahren und die Car-Sharing-Flotte parkt, gilt Tempo 30.

Das Auto ist in dem Quartier überflüssig. Alles, was man im Alltag braucht, befindet sich in Laufnähe - vom Arzt über Kita, Grundschulen bis hin zu Cafés, Restaurants und Discountern. In Vauban wurde bereits vor Jahrzehnten umgesetzt, was viele Stadt- und Verkehrsplaner heute als Zukunftsmodell preisen: ein Stadtteil der kurzen Wege. Entsprechend groß ist das Interesse an dem Quartier: Laut Jörg Warnstorf besuchen jedes Jahr rund 10.000 Fachbesucher aus aller Welt Vauban, um zu sehen, wie klimafreundliche Mobilität in der Praxis tatsächlich funktioniert.

Vorteile der Verkehrswende werden durch konsequentes Parken im Parkhaus sichtbar

Warnstorf ist Geschäftsführer des eigens für das Verkehrskonzept gegründeten Autofrei-Vereins. 440 Haushalte haben einen Vertrag mit dem Verein geschlossen, in dem sie sich verpflichten, kein Auto zu besitzen. Nur dann dürfen sie eine der Wohnungen ohne Stellplatz kaufen. Das konsequente Parken im Parkhaus macht die Vorteile der Verkehrswende sichtbar. "Das viele Grün, die Ruhe, der Marktplatz, die stellplatzfreien Straßen und die vielen anderen Treffpunkte schaffen in dem Quartier eine besondere Atmosphäre", sagt Freiburgs Mobilitätsbürgermeister Martin Haag.


„Das Konzept muss gepflegt und die Vorzüge müssen immer wieder aufgezeigt und diskutiert werden.“
Jörg Warnstorf, Geschäftsführer des Autofrei-Vereins

Vauban hat laut Haag Maßstäbe in Freiburg gesetzt. Vieles, was dort vor Jahrzehnten umgesetzt wurde, sei heute in der Planung Standard. Wie etwa die Quartiersgaragen: In dem neuen Wohngebiet "Kleineschholz", das gerade erschlossen wird, sei das Parken im öffentlichen Raum nur noch für Lieferdienste oder Menschen mit Einschränkungen möglich. Ansonsten gilt: Geparkt wird in Parkgaragen. "Der Stellplatzschlüssel liegt dort bei 0,3. Für drei Wohnungen ist also ein Stellplatz vorgesehen", erklärt Haag.

Verleih von Autos, Fahr- und Lastenrädern am Parkhaus

Um die Alltagsmobilität der Quartiersbewohner zu sichern, soll es am Parkhaus eine Mobilitätsstation mit verschiedenen Sharing-Angeboten für Autos, Fahrräder und Lastenräder geben. Das Leben ohne Auto ist aber selbst in dem Vorreiterstadtteil kein Selbstläufer. "Das Konzept muss gepflegt und die Vorzüge müssen immer wieder aufgezeigt und diskutiert werden", sagt Warnstorf. Besonders jetzt, wo nach 25 Jahren ein Generationswechsel ansteht.

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Immer wieder stehen Zugezogene in seinem Büro und erklären, dass sie ihren Wagen brauchen. Er kennt das schon und hakt nach, warum sie sich für Vauban entschieden haben. Dann schwärmen sie von dem Grün und dem vielen Raum auf der Straße und zwischen den Häusern. "Sie erkennen die Problematik: Einerseits profitieren sie vom Verzicht der Nachbarschaft auf Motorisierung, andererseits wollen sie auf die vermeintliche Bequemlichkeit eines eigenen Wagens nicht verzichten", sagt er. Sie können ihn zunächst behalten und für neun Monate in der Quartiersgarage parken. "Bislang haben alle ihren Wagen deutlich früher verkauft", sagt er, weil sie merkten, dass sie ihn gar nicht brauchten.