Bundesregierung legt Aktionsplan vor : Immer mehr Menschen sind ohne Wohnung
Wohnungslosigkeit ist ein wachsendes Problem. Bis 2030 soll aber jedem ein Wohnungsangebot gemacht werden können.
Wohnungslosigkeit ist ein massives Problem in der Bundesrepublik. Rund 370.000 Menschen hatten Ende Januar 2023 keine Wohnung, sondern lebten in Unterkünften. Zu finden sind diese Zahlen in einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Gruppe Die Linke.
Zahlen sind massiv gestiegen
Allein in Berlin lebten 39.375 Menschen in Unterkünften, weil sie keine Wohnung mehr hatten, in Nordrhein-Westfalen waren es 84.690. Die Zahlen sind massiv gestiegen. 2022 waren 178.000 Menschen registriert worden, die in Unterkünften lebten. Das Problem ist in Wahrheit noch viel größer, worauf die Bundesregierung in der Antwort hinweist: "Die Zahlen umfassen nicht die verdeckt wohnungslosen Menschen sowie die wohnungslosen Menschen ohne Unterkunft." Dazu gibt es nur Schätzungen, die von rund 87.000 Personen ausgehen.
Mit einem Nationalen Aktionsplan will die Bundesregierung gegen Wohnungslosigkeit vorgehen.
Das Problem ist also lange bekannt, aber jetzt soll etwas geschehen. Bund, Länder, Kommunen und alle weiteren Beteiligten wollen gemeinsam daran arbeiten, dass jede wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Person bis 2030 ein passendes Wohnungsangebot erhält. Dies sieht der von der Bundesregierung als Unterrichtung vorgelegte Nationale Aktionsplan gegen Wohnungslosigkeit 2024 vor, der am Freitag erstmals im Bundestag beraten und an die Ausschüsse überwiesen wurde.
Es fehlen günstige Wohnungen
In dem Aktionsplan heißt es, insbesondere im Segment für geringe Einkommen fehle es vielerorts an bezahlbarem Wohnraum. Eine wesentliche Voraussetzung bei der Bekämpfung von Wohnungslosigkeit sei ein ausreichendes Angebot an bezahlbarem und bedarfsgerecht ausgestattetem Wohnraum. Der Aktionsplan soll nach Angaben der Bundesregierung die bestehenden Aktivitäten von Bund, Ländern und Kommunen sichtbar machen, an geeigneten Stellen ergänzen und den Wirkungsgrad der Wohnraumversorgung für wohnungs- und obdachlose Menschen erhöhen.
Als 15-Jährige flüchtet Miriam von Zuhause und landet auf der Straße. Die Jugendhilfe soll wohnungslose junge Menschen wie sie auffangen – und versagt dabei oftmals.
Von der Straße ins eigene Zuhause: Die Ausstellung „Home Street Home“ von Debora Ruppert zeigt anhand persönlicher Geschichten Wege raus aus der Wohnungslosigkeit.
Zur Umsetzung des Nationalen Aktionsplans gegen Wohnungslosigkeit wird die Bundesregierung als gemeinsames Dach ein Nationales Forum gegen Wohnungslosigkeit einrichten. In dem Nationalen Forum werden Bund, Länder und kommunale Spitzenverbände sowie interessierte Institutionen an der Umsetzung des Nationalen Aktionsplans arbeiten. Auf Bundesebene soll zudem beim Bundesamt für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) eine Kompetenzstelle zur Verhinderung von Wohnungslosigkeit und Obdachlosigkeit eingerichtet werden. Damit werde das Ziel verbunden, mittelfristig eine bundeseigene Institution gegen Wohnungslosigkeit zu etablieren. Der Lenkungskreis des Nationalen Forums Wohnungslosigkeit soll über Jahresprogramme beraten, die sich aus den Leitlinien des Nationalen Aktionsplans gegen Wohnungslosigkeit und den Beiträgen der beteiligten Akteure ergeben.
Auch der schleppende Neubau gilt als Ursache für Wohnungslosigkeit
Zu den Ursachen der Wohnungslosigkeit heißt es, insbesondere in den angespannten Wohnungsmärkten in Metropolregionen seien wohnungs- und obdachlose Menschen noch stärkerer Konkurrenz zu anderen Interessenten für eine bezahlbare Wohnung ausgesetzt. Hinzu komme die aktuell schwierige Lage beim Wohnungsneubau infolge des Fachkräftemangels, wegen Preissteigerungen und wegen der sich daraus ergebenden hohen Finanzierungskosten.