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Vor 30 Jahren : Abschied vom Postamt beschlossen

Am 29. Juni 1994 entschied sich der Bundestag für einen umstrittenen Schritt: die Privatisierung der drei Postunternehmen Telekom, Postdienst und Postbank.

25.06.2024
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1 Min
Foto: picture alliance/ZB/Thomas Lehmann

Proteste in Ottendorf-Okrilla bei Dresden: Mitarbeiter von Telekom und Postdienst aus der Nachtschicht vom 13. zum 14. Juni 1994 besetzten das Briefverteilzentrum und blockierten die Postauslieferung.

Die Nachfrage war riesig, als die Telekom Ende 1996 an die Börse ging. Von einer "Volksaktie" war die Rede. Der Ausgabepreis lag bei 28,50 D-Mark, schon am ersten Handelstag kletterte der Kurs auf 33,90 D-Mark. Dass es überhaupt Telekom-Aktien geben konnte, hatte ein umstrittener Schritt am 29. Juni 1994 möglich gemacht: Der Bundestag verabschiedete damals mit Zweidrittelmehrheit die "Postreform II".

Welle betriebsbedingter Kündigungen blieb aus

Damit wurden die drei Postunternehmen Telekom, Postdienst und Postbank ab 1995 in private Aktiengesellschaften umgewandelt. Als Dach wurde eine öffentlich-rechtliche Holding eingerichtet, die jedoch nicht in das operative Geschäft eingreifen sollte. 472 Abgeordnete stimmten für, 93 gegen die Reform, die Postminister Wolfgang Bötsch (CSU) als ein Gemeinschaftswerk von schwarz-gelber Koalition und SPD bezeichnete. In der Debatte erklärte Bötsch, die Reform mache die Unternehmen "fit für den nationalen und globalen Wettbewerb". Die Postgewerkschaft forderte er auf, ihre Streiks unverzüglich zu beenden. Zwischen der Gewerkschaft und den Unternehmen konnte bis dato keine Einigung über die soziale Absicherung für nicht-verbeamtete Postler erzielt werden. Gregor Gysi (PDS/Die Linke) warnte vor "verheerenden beschäftigungspolitischen Folgen".

Bis 2005 bauten laut "FAZ" Telekom und Post 200.000 Stellen ab, allerdings ohne betriebsbedingte Kündigungen. Für die Telekom-Aktie lief es dagegen schlechter: Nach ihrem Höchststand von 103,50 D-Mark im Jahr 2000 stürzte sie ab auf zeitweise unter 10 Euro.