Indonesien nach der Pandemie : Zurückhaltung bei den Europäern
Fast zwei Jahre hatte die indonesische Regierung aufgrund der Corona-Pandemie die Grenzen weitgehend geschlossen. Jetzt kehren die Touristen langsam wieder zurück.
Seit zwei Monaten sitzt Made Ardita wieder im Leihwagen seines Cousins an der Jalan Danau Tamblingan und wartet auf Kundschaft. Die meisten Läden und Cafés entlang der Hauptstraße im balinesischen Strandort Sanur sind geöffnet, Touristen sind jedoch nur vereinzelt zu sehen. Hier und da hängt ein "Zu-Verkaufen"-Schild am Zaun. "Es ist noch nicht so viel los wie früher, aber immerhin sind wieder Gäste da", sagt der Chauffeur und Touristenführer. "Vor allem der einheimische Tourismus hat stark zugenommen. Aber auch viele Australier kommen jetzt wieder nach Bali."
Während sich die Küstenorte auf Bali und den vorgelagerten Gili-Inseln allmählich wieder füllen, bleibt es im indonesischen Hinterland und auf der Nachbarinsel Lombok noch weitgehend ruhig.
Fast zwei Jahre lang hatte die indonesische Regierung aufgrund der Corona-Pandemie die Grenzen weitestgehend geschlossen. Laut Statistikamt sind 2021 offiziell lediglich 51 ausländische Touristen eingereist. Nach einer kurzen Teilöffnung im vergangenen Oktober wurde wegen der Omega-Welle noch vor den Weihnachtsferien ein neuer Lockdown verordnet. Aufgrund der Corona-Beschränkungen durften Nicht-Indonesier nur einreisen, wenn sie eine gültige Aufenthaltsgenehmigung hatten oder ein Geschäftsvisum beantragten. Dazu kamen lange Quarantäne-Zeiten, die man in vorgeschriebenen Hotels absitzen musste.
Schrittweise Öffnung der Grenzen seit März
Für die Insel Bali, auf der rund zwei Drittel der Bevölkerung vom Tourismus leben, ein harter Schlag. Für Made Ardita und seine Frau, die vor Corona im Spa eines Hotels gearbeitet hatte, bedeutete dies den Wegfall des kompletten Einkommens. Sie wohnen im eigenen Haus, aber um Lebensmittel und das Schuldgeld für ihre beiden Kinder zu bezahlen, mussten sie Hilfe von Verwandten erbitten und zwei Mopeds verkaufen, die sie zuvor an Touristen vermietet hatten. Hilfe von der Regierung gab es alle acht Wochen in Form von Lebensmittelpaketen - und durch eine Steuerbefreiung. "Aber was hätten wir ohne Verdienst auch zahlen sollen?", fragt der 59-Jährige.
Seit März hat die Regierung in Jakarta die Grenzen des Landes schrittweise geöffnet. Seit Juni dürfen Staatsbürger von 72 Ländern wieder mit einem Besuchervisum einreisen, das bei Ankunft ausgestellt wird. Die Quarantäne-Pflicht fällt weg, für Geimpfte ist kein PCR-Test mehr notwendig. Tourismusminister Sandiaga Uno kündigte an, dass er in diesem Jahr mit 3,6 Millionen Besuchern aus Übersee rechnet. Zum Vergleich: Im Vor-Corona-Jahr 2019 reisten allein nach Bali rund 6,3 Millionen Touristen.
Problem Anreise: Steigende Energie- und Transportkosten
Um das Interesse erneut anzukurbeln, plant der unternehmerisch erfahrene Minister ein "Workcation"-Visum für digitale Nomaden, mit dem man bis zu fünf Jahre steuerfrei von Indonesien aus arbeiten können soll. Auch will er einen stärkeren Fokus auf ökologischen Tourismus und spirituelle Retreats legen, um Gäste anzulocken, die länger bleiben wollen und bereit sind, mehr Geld auszugeben.
Vor allem Hotels und Gaststätten hat die Pandemie schwer zugesetzt. Die Wachstumsbranche musste ein Vollbremsung einlegen.
Die spanische Tourismus-Branche hat sich erstaunlich schnell vom pandemiebedingten Einbruch erholt. Die Branche rechnet mit hohen Besucherzahlen in diesem Sommer.
In diesem Jahr verbringen viele ihren Urlaub wohl in einem Zustand zwischen Entspannung und Inflation, Fernweh und Klimawandel.
Während sich die Küstenorte auf Bali sowie die vorgelagerten Gili-Inseln allmählich wieder mit Surfern, Tauchern, Yogis und Party-Willigen füllen, bleibt es im Hinterland und auf der Nachbarinsel Lombok noch weitgehend ruhig. "Immerhin schreiben wir nach fast einem Jahr Pause keine roten Zahlen mehr", sagt Sakinah Christine Nauderer, die seit 25 Jahren in Lomboks Touristenzentrum Senggigi ein Restaurant betreibt. Seit kurzem hat das "Asmara" wieder geöffnet, wenn auch mit einer kleineren Karte und deutlich weniger Personal als zuvor. Große Sorgen bereiten der 63-jährigen Gastronomin allerdings die steigenden Energie- und Transportkosten infolge des Ukrainekriegs. "Unsere Gäste kamen bisher vor allem aus Europa. Aber die Flüge sind momentan sehr teuer, noch dazu werden viele gecancelt, das schreckt ab", sagt Nauderer. "Es wird noch eine ganze Weile dauern, bis sich der Tourismus hier erholt hat. Wir hoffen auf die nächste Saison."
Die Autorin berichtet seit 2002 aus Indonesien und anderen südostasiatischen Staaten.