Stärkung der Herzgesundheit : Mehr Prävention für ein gesundes Herz
Mit einer verbesserten Früherkennung und regelmäßigen Checks sollen gefährliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückgedrängt werden.
Das menschliche Herz ist ein vergleichsweise kleines Organ, das im Laufe eines Lebens jedoch permanent Höchstleistungen erbringt. Nach Angaben der Deutschen Herzstiftung pumpt das Herz in 24 Stunden insgesamt rund 7.000 Liter Blut durch den Körper. Wer ein gesundes Herz hat, bemerkt die enorme Leistung auch unter Belastung kaum. Wenn ein Arzt hingegen eine Herzkrankheit diagnostiziert, ist Vorsicht geboten, denn Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache in Deutschland. Etwa ein Drittel aller Todesfälle ist allein darauf zurückzuführen.
Die Zahl der Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist seit 1980 zwar stark rückläufig, liegt aber immer noch auf einem hohen Niveau. In dem Jahr betrug die Zahl der Todesfälle nach Angaben des Statistischen Bundesamtes rund 500.000, im Jahr 2023 waren es rund 348.000.
Zu den häufigsten Herzerkrankungen, die tödlich enden, gehören die koronare Herzkrankheit (KHK) (Arterienverkalkung), der Herzinfarkt (Arterienverschluss), die Herzinsuffizienz (Herzmuskelschwäche), die hypertensive Herzkrankheit (Hochdruckherz) und das Vorhofflimmern (Herzrhythmusstörung).
Viele Risikofaktoren sind durch den Lebensstil bedingt
Herzfehler können angeboren sein, aber auch durch einen ungesunden Lebensstil entstehen. Als wesentliche Risikofaktoren gelten Rauchen, unausgewogene Ernährung, mangelnde Bewegung, Übergewicht und Stress. Diese lebensstilbedingten Faktoren können zu hohem Blutdruck und erhöhten Cholesterinwerten (Fette/LDL) beitragen, die sodann zu Ablagerungen in den Gefäßen (Plaques) führen und infolgedessen die Herz-Kreislauf-Sterblichkeit erhöhen.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind nicht nur tragisch in jedem Einzelfall, sondern in der Versorgung auch besonders kostspielig. Nach Angaben der Bundesregierung verursachten diese Krankheiten 2020 mit rund 57 Milliarden Euro die höchsten Kosten für das Gesundheitssystem.
Was soll sich ändern?
🩺 Schon Kinder und Jugendliche sollen auf mögliche Fettstoffwechselerkrankungen hin untersucht werden können.
🔬 Im Alter von 25, 40 und 50 Jahren sind körperliche Check-Up's vorgesehen.
💊 Ärzte sollen die Möglichkeit bekommen, Lipidsenker frühzeitiger und nach dem individuellen Herz-Kreislauf-Risiko zu verordnen.
Mit dem Gesundes-Herz-Gesetz (GHG), das am Mittwoch erstmals auf der Tagesordnung des Bundestags stand, soll die Prävention auch unter jüngeren Menschen gezielt gestärkt werden, um solche Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und möglichst zu verhindern.
Die Novelle sieht einen gesetzlichen Anspruch auf erweiterte Leistungen zur Früherkennung einer Fettstoffwechselerkrankung im Rahmen der Untersuchungen für Kinder und Jugendliche (U/J) vor. Für Erwachsene im Alter von 25, 40 und 50 Jahren sind sogenannte Check-up's im Bereich der Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorgesehen. Versicherte sollen Gutscheine erhalten für eine erweiterte Beratung mit Messungen zu Risikofaktoren, etwa Diabetes, in Apotheken.
Cholesterinsenker sollen vermehrt verordnet werden können
Um Herzinfarkten und Schlaganfällen vorzubeugen, soll die Verordnungsfähigkeit von Statinen (Cholesterinsenker) gestärkt werden. Dafür wird ein Anspruch auf Versorgung mit Lipidsenkern geregelt. Ärzte sollen die Möglichkeit bekommen, Lipidsenker frühzeitiger und nach dem individuellen Herz-Kreislauf-Risiko zu verordnen. Außerdem wird der Anspruch auf eine medikamentöse Therapie zur Tabakentwöhnung ausgeweitet.
In der Aussprache sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), Herz-Kreislauf-Erkrankungen seien mitbestimmend für die Tatsache, dass Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern eine geringe Lebenserwartung aufweise. Zugleich sei das Gesundheitssystem das teuerste in Europa.
Wichtig sei, dass künftig schon Kindern geholfen werde. Er mahnte: Kinder mit erhöhten Cholesterinwerten hätten bisweilen bereits mit 25 die Gefäße von Hochaltrigen und könnten schon mit 30 Schlaganfälle oder Infarkte erleiden.
Johannes Wagner (Grüne) fügte hinzu, viele dieser Schicksale und die enorme Belastung für das Gesundheitssystem könnten vermieden werden durch kluge Prävention. Es gehe dabei um Vorsorge, Früherkennung und Nachsorge. Gerade für die Herzgesundheit sei die Primärprävention unerlässlich, denn 70 Prozent der Herz-Kreislauf-Erkrankungen wären durch einen gesunden Lebensstil vermeidbar.
Union: Ausweitung bewährter Präventionsprogramme nötig
Christine Aschenberg-Dugnus (FDP) sprach sich dafür aus, auch die Zahnärzte in das Gesetz einzubeziehen, weil schwere Parodontitis das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhe. Zudem müssten bei der Stärkung der Herzgesundheit die geschlechtsspezifischen Unterschiede bedacht werden.
Die Opposition sieht den Gesetzentwurf kritisch. Dietrich Monstadt (CDU) befand sogar: "Dieses Gesetz ist überflüssig." Nötig sei eine Ausweitung bewährter Präventionsprogramme. Es entstehe der fatale Eindruck, dass eine gesunde Lebensweise durch Medikamente ersetzt werden solle. Christina Baum (AfD) kritisierte, durch die Ausweitung der strukturierten Behandlungsprogramme (DMP) auf Risikopatienten, entstünden laut Krankenkasse AOK erhebliche Kosten, ohne dass für die Versicherten ein Mehrnutzen erkennbar werde. Die Kinderärztin Nezahat Baradari (SPD) entgegnete, mit Einführung eines frühen Screenings auf Hypercholesterinämie für Kinder würden jene Altersgruppen erfasst, die bislang durch jedes Raster gefallen seien. Das sei ein Meilenstein der Früherkennung.