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Parlamentarisches Profil : Der Abwägende: Thomas Erndl

Thomas Erndl aus Ostbayern sitzt seit 2017 für die CSU im Bundestag. Wie der studierte Elektrotechniker zum Außenpolitiker wurde.

19.06.2023
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3 Min

Bei seinen Worten schwingt stets der Eindruck mit, dass er nicht leicht aus der Reserve zu locken ist. Wie zu erwarten bei einem Vizepräsidenten des Verbands der Reservisten der Deutschen Bundeswehr e.V. - aber Thomas Erndl, Bundestagsabgeordneter der CSU aus Ostbayern, gehört zu jenen, die wirklich nicht einfach drauflosreden. Überlegt klingt es. Ein bisschen wie ein unabhängiger Richter, wenn der Vize-Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses die Nationale Sicherheitsstrategie (NSS) kommentiert, welche eine Bundesregierung erstmals vorlegte. "Es war notwendig, endlich einmal einen Blick darauf zu richten, was Sicherheit alles bedeutet", sagt er am Telefon, "und das ist eben nicht nur militärisch".

Foto: Thomas Erndl

Der CSU-Außenpolitiker Thomas Erndl ist Vize-Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses.

Erndl, 48, zählt Facetten auf: Dazu gehörten mitunter die Erfahrungen aus Corona, die Lieferketten, "es ist indes ein Prozess, der verinnerlicht werden muss, von der Regierung wie von der Gesellschaft, um sich regelmäßig damit auseinanderzusetzen". Ansonsten, so Erndl, drohe der Sicherheitsstrategie ein Schicksal wie dem Weißbuch.

Vor zehn Jahren: Engere Betrachtung von Sicherheit

"Ob das Ganze das Papier wert ist, wird sich durch konkretes Handeln erweisen", so der Bayer weiter. "Für uns in der Union ist es elementar, dass der Verteidigungsetat signifikant gesteigert wird, und zwar im regulären Haushalt - die NSS hat dazu nur eine vage Formulierung." Auch moniert er, dass sich die Koalition nicht auf einen Nationalen Sicherheitsrat einigen konnte. "Er wäre wichtig als Analyse-Gremium, bei dem Dinge zusammenlaufen."

Warum also gab es keine solche Sicherheitsstrategie unter der Kanzlerschaft Angela Merkels? "Mit Corona, Donald Trump und dem Ukraine-Krieg kamen schon neue Entwicklungen", sagt er. Und schiebt dann hinterher: "Man kann schon kritisch einräumen, dass man sowas auch schon vor zehn Jahren hätte machen können, aber damals hat man mit dem Weißbuch Sicherheit eben enger betrachtet."

Leidenschaft für Technik und für Politik

Dass der studierte Elektrotechniker im Bundestag für Außenpolitik zuständig ist, überrascht auf den ersten Blick. "Ich arbeitete nach meinem Studium in der Halbleiterindustrie", erklärt er, "das ist eine globale Industrie, transkontinental. Ich hatte viel Austausch mit Kollegen und Kunden weltweit." Neben der Leidenschaft für Technik habe es da seit seiner Jugend eine für Politik gegeben. Bei seinem Einzug in den Bundestag im Jahr 2017 bewarb sich Erndl für den Ausschuss Wissenschaft und Forschung - das war der technische Teil seiner Interessen. Parallel aber bewarb er sich für den Auswärtigen Ausschuss - der politische Teil seiner Interessen.


„Für uns in der Union ist es elementar, dass der Verteidigungsetat signifikant gesteigert wird, und zwar im regulären Haushalt.“
Thomas Erndl (CSU)

Im Elternhaus in Künzing sei jetzt nicht regelmäßig über Politik diskutiert worden, "aber die Eltern sind interessiert und wählen natürlich CSU" - wie das halt oft passiert. Die Region ist konservativ geprägt. Sein Freundeskreis in der Jugend sei politisch gewesen, man habe viel diskutiert, zuerst über lokale Themen, dann kamen andere, auch globale, hinzu. Mit 15 war er Zeitungsleser, mit 16 trat er in die JU ein, die Jugendorganisation der Union. Nach dem Realschulabschluss folgten eine Ausbildung zum Energieelektroniker, dann die Fachoberschule und der Wehrdienst, schließlich das Studium an der Fachhochschule Passau, Schwerpunkt Mikroelektronik. Erndl kam im Job herum. Der Politik aber blieb er erhalten, sitzt seit 2002 im Gemeinderat Künzing. Dann kam die Chance im Bund. 2017 gewann Erndl den Wahlkreis Deggendorf und verteidigte ihn 2021 - einer mit 55 Kommunen; im letzten Wahlkampf fuhr er jeden mit dem Fahrrad an.

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Seit 2017 wandelt er also nun zwischen zwei Welten. Die eine ist in Berlin, dazu mit der Außenpolitik. Die andere ist im Wahlkreis, da geht es um Fördermittel und andere Anliegen. Und manchmal kommt man in der Hauptstadt zusammen, in der "Ostbayernrunde", einem Zusammenschluss von CSU-Abgeordneten, um Interessen für den ländlich geprägten Raum zu formulieren. Der Runde steht Erndl vor. Eine "starke Stimme" solle die Region haben. Warum öffnet sich der Kreis dann nicht gegenüber Abgeordneten anderer Fraktionen? "Erstmal suchen wir Verbündete in den eigenen Reihen, dann zieht es weitere Kreise", sagt er. Es klingt abgewogen, wieder einmal.