Aufstand in der DDR : Es begann auf dem Land
Der Volksaufstand vom 17. Juni 1953 begann auf dem Land. Ein kurzer Rückblick.
Im Sommer 1953 gärt es in der DDR. In der Bevölkerung des selbsternannten "Arbeiter- und Bauernstaates" macht sich ausgerechnet bei den Arbeitern und Bauern zunehmend Unmut breit über den repressiven politischen und wirtschaftlichen Kurs der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). Im Jahr zuvor hatte SED-Generalsekretär Walter Ulbricht auf der II. Parteikonferenz den Beschluss zum Aufbau des Sozialismus verkündet. Doch sein Versprechen, den Lebensstandard der Bevölkerung in kürzester Zeit zu erhöhen, lässt sich nicht einlösen. Die Vorgabe der SED, die Arbeitsproduktion um zehn Prozent bei gleichzeitigen Preiserhöhungen zu erhöhen, lässt die Situation eskalieren.
Spontane Proteste der Bauern
Ab dem 12. Juni kommt es in mehr als 300 Gemeinden in den ländlichen Regionen zu ersten spontanen Protesten vor allem von Bauern. Vier Tage später greifen die Proteste auf Ostberlin über. Auf den Großbaustellen in der Stalinallee und dem Krankenhausneubau in Friedrichshain kommt es zu ersten Arbeitsniederlegungen. Am 17. Juni treten schließlich in über 700 Städten und Gemeinden die Arbeiter in den Streik, aus dem sich ein regelrechter Volksaufstand entwickelt. In mehr als 1.000 Betrieben und Genossenschaften streiken die Mitarbeiter, die in ihren Demonstrationen nicht nur wirtschaftliche Missstände anprangern, sondern auch die Ablösung der Regierung, freie Wahlen, Demokratie und die Einheit Deutschlands fordern. Die Streiks und Proteste springen von den Arbeitern schnell auf alle Bevölkerungsgruppen über. Rund eine Million Menschen beteiligen sich.
Massendemonstrationen im ganzen Land
Da die Volkspolizei der DDR die Lage nicht in Griff bekommt, verhängt die sowjetische Militäradministration über 167 der 217 Land- und Stadtkreise den Ausnahmezustand, lässt Panzer und Soldaten aufmarschieren, die den Aufstand niederschlagen. 55 Demonstranten werden während der Niederschlagung dieser ersten Massenerhebung im Einflussbereich der Sowjetunion nach Ende des Zweiten Weltkriegs getötet. Fünf Aufständische werden zur Abschreckung standrechtlich erschossen. Rund 15.000 Teilnehmer des Aufstands werden verhaftet, 1.526 von ihnen werden bis Ende Januar 1954 von der DDR-Justiz angeklagt. Von den Angeklagten werden zwei zum Tode verurteilt, drei zu lebenslänglicher Haft und 936 zu Gefängnisstrafen von einem Jahr bis zu 15 Jahren. Im Juni 1954 soll schließlich ein Schauprozess "nachweisen", dass es sich bei dem Volksaufstand um einen vom Westen gesteuerten, "faschistischen Putsch" gehandelt habe.