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Zwischen Globalisierung und Abschottung : Auf dem Weg in eine neue Zwischenkriegszeit

Die amerikanische Historikerin Tara Zahra schlägt in in ihrem Buch "Gegen die Welt" eine Brücke von den Jahren zwischen den Weltkriegen in die Jetztzeit.

26.09.2024
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2 Min

In ihrem empfehlenswerten Buch "Gegen die Welt" schlägte Tara Zahra eine Brücke von der Zeit zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg zur Jetztzeit. Diese könnte sich ebenfalls zu einer "Zwischenkriegszeit" entwickeln - je nachdem, wie der Streit zwischen den Vertretern der globalen Integration und den Anhängern der Anti-Globalisierung ausgeht. Oder wenn Putins Aggression gegen die Ukraine zu einer globalen Konfrontation führen sollte, die in einem Weltkrieg oder einem neuen Kalten Krieg endet.

Die amerikanische Osteuropa-Historikerin, sie lehrt an der University of Chicago, beschreibt die politische und wirtschaftliche Entwicklung in den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen aus heutiger Perspektive und verwendet dafür aktuelle Begriffe. Damals sprachen die Menschen nicht von "Globalisierung", sondern von "Freiheit" oder "Abhängigkeit" von der Weltwirtschaft, von "Nationalismus" gegen "Internationalismus", von "Selbstbestimmung" oder ihrer Missachtung. 

Gleichzeitiger Aufstieg von Globalismus und Antiglobalismus

Zahra kann überzeugend darlegen, dass sich der "gleichzeitige Aufstieg einer auf Globalisierung zielenden und einer antiglobalistischen Politik" nicht widersprechen. Dabei bezieht sie sich auf Studien Jürgen Osterhammels. Besonders interessiert sie sich jedoch dafür, warum sich die Europäer eben "gegen die Welt" entschieden und sich stattdessen dem Nationalismus, dem Faschismus oder dem Kommunismus zuwandten.


Tara Zahra:
Gegen die Welt.
Nationalismus und Abschottung in der Zwischenkriegszeit.
Suhrkamp,
Berlin 2024;
448 Seiten, 36,00 €


Das Buch ist unterhaltsam geschrieben: Es kommen heute vergessene Persönlichkeiten, wie Aktivistinnen der Frauenbewegung, Industrielle und Ökonomen ebenso zu Wort wie die berühmten und berüchtigten Gestalten der Epoche. Für die aufgeworfene Frage, ob der Wirtschaftsliberalismus zur Demokratisierung führt, liefern die aktuellen Entwicklungen in China, Russland und der Aufstieg der Rechtspopulisten in Europa unschöne Antworten.

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