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Zweiter Weltkrieg : "Die erste Whiskyflasche ist schon fast leer"

Christian Bomarius hat mit "Todeswalzer" eine erschütternde und zugleich fesselnde Erzählung über den Kriegssommer 1944 vorgelegt.

04.07.2024
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2 Min
Foto: picture-alliance/Robert Hunt Library/Mary Evan

Amerikanische Soldaten landen am 6. Juli 1944 in der Normandie am Landungsabschnitt "Omaha".

In der Nacht vom 5. auf den 6. Juni 1944 feiert das Schriftsteller-Paar Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre ausgelassen mit ihrem Freund Albert Camus und dessen Geliebter, der spanischen Schauspielerin Maria Cesares, in Paris. Dass sich jenseits des Englischen Kanals zeitgleich hunderttausende alliierte Soldaten zum Sturm auf das von den Deutschen besetzte Frankreich aufmachen, ahnen sie nicht. Sie werden es am nächsten Morgen aus dem Radio erfahren.

Während die Alliierten in der Normandie landen, wird zeitgleich die 22-jährige Jüdin Margot Friedländer in das Konzentrationslager Theresienstadt in der besetzten Tschechoslowakei deportiert, desertiert der Wehrmachtssoldat Alfred Andersch nördlich von Rom und läuft zu den US-Truppen über, begießt weiter südlich in Bari der jüdisch-britische Soldat Martin Hauser - 1933 war er als 18-Jähriger von Berlin nach Palästina emigriert - den D-Day: "Die erste Whiskyflasche ist schon fast leer", vermerkt er in seinem Tagebuch.

Der Sommer 1944 besiegelt die Niederlage Nazi-Deutschlands

Der Sommer 1944 besiegelt die Niederlage Nazi-Deutschlands endgültig. Wenige Wochen nach der Landung in der Normandie zerschlägt die Rote Armee an der Ostfront die Heeresgruppe Mitte. Und doch zieht sich der Krieg weitere zehn Monate dahin. Und in dieser Zeit werden mehr Menschen sterben als in den fünf Jahren Krieg zuvor.


Christian Bommarius:
Todeswalzer.
Der Sommer 1944.
dtv,
München 2024;
320 S., 22,90 €


Den schicksalsträchtigen Kriegssommer 1944 hat der Journalist und Buchautor Christian Bommarius mit "Todeswalzer" in eine erschütternde und zugleich fesselnde Erzählung gepackt. Seine dichte Erzählweise und die Verknüpfung der Kriegsgeschehnisse mit dutzenden von individuellen Schicksalen entfacht angesichts der Tatsache, dass die Lektüre vom Überlebenskampf von Millionen Menschen zeugt, eine schon perverse Leselust von der ersten bis zur letzten Seite. So, als würde man das traurige und zeitgleich befreiende Ende der Geschichte gar nicht kennen.