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Geschichte und Politik Taiwans : Kritik an der Ein-China-Politik

Der Taiwan-Korrespondent und Journalist Klaus Bardenhagen hat ein kenntnisreiches und lesenswertes Buch über die "wichtigste Insel der Welt" vorgelegt.

12.09.2024
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2 Min

Neben Tibet und Tian'anmen gehört Taiwan zu den T-Wörtern, auf die die Regierung in Peking "verlässlich mit Wutschauspielen reagiert", betont Klaus Bardenhagen. Seit 15 Jahren "unser Mann in Taiwan", berichtete lange als einziger deutscher Journalist aus dem fernöstlichen Inselstaat. Jetzt hat er ein empfehlenswertes Buch über die "wichtigste Insel der Welt" veröffentlicht. Darin informiert er bestens über Geschichte und Traditionen sowie über die aktuelle Politik und Gesellschaft der chinesischen Demokratie. Prägnant erklärt Bardenhagen, wie es dazu kam, dass die US-Regierung Taiwan fallen ließ und die VR China völkerrechtlich anerkannte.

Obwohl Taiwan als hochentwickelte Demokratie geschätzt und respektiert wird, unterhält keiner der bedeutenden demokratischen Staaten diplomatische Beziehungen zu Taipeh und unterstützen so die "Ein-China-Politik" Pekings.

Bardenhagen sieht in Deutschland keinen besonders mutigen Fürsprecher Taiwans

"Deutschland ist ein Fürsprecher Taiwans, aber kein besonders mutiger", stellt der Autor fest und beschreibt eine Sitzung des Petitionsausschusses des Bundestags vom 9. Dezember 2019. Dort betonte eine Diplomatin: "Für uns ist Taiwan ein Teil Chinas". Seit dem Jahr 2000 übernehmen daher "Das Deutsche Institut" in Taiwan und die Vertretung Taipehs in der Bundesrepublik die Aufgaben, die ansonsten Botschaften erledigen. Immerhin formierte sich 1989 ein Parlamentarischer "Freundeskreis Berlin-Taipeh". Dort können sich die Volksvertreter der beiden frei gewählten Parlamente regelmäßig austauschen.


Klaus Bardenhagen:
Die wichtigste Insel der Welt.
Was Sie wissen müssen, um Taiwan zu verstehen.
Herder Verlag,
Freiburg 2024;
240 Seiten, 20,00 €


Eine Geschichte steht repräsentativ für die Situation Taipehs: Tsai Ing-wen konnte im Juni 2011 den Bundestag als Präsidentschaftskandidatin besuchen, als gewählte Präsidentin durfte sie nicht einmal einreisen. Bardenhagen moniert: Während die KP-Regierung in Deutschland hofiert werde, müssten die demokratisch legitimierten Politiker Taiwans draußen bleiben. Selbst als Touristen seien sie unerwünscht.

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