Glosse : Die Kunst des Krieges in der Politik
Die Liberalen wollen "D-Day" bekommen und kriegen Waterloo. Und in Südkorea ist auch plötzlich Kriegszustand. Wie wäre es mit ein bisschen Frieden?
Dass der Krieg die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln ist, das scheint in der FDP-Zentrale ein Leitmotiv zu sein. Von "D-Day" und "offener Feldschlacht" war da in einem Strategiepapier zum Ampel-Bruch die Rede. Doch es reicht eben nicht, nur den Clausewitz zu kennen; auch Sunzis "Kunst des Krieges" sollte man studiert haben, bevor man sich aufs Schlachtfeld wagt. Denn nach einem eher peinlichen Tarnen-und-Täuschen-Manöver samt kräftiger, aber wirkungsloser Salven aus der "Das-sind-Fake-News"-Batterie über die Frage, ob es das Strategiepapier überhaupt gibt, blieb der Partei nur die kleinlaute Flucht nach vorne.
Der "D-Day" entpuppte sich als liberales Waterloo. Der angeschlagene Oberbefehlshaber Lindner stieß seinen General und dessen Adjutanten ins Schwert und eröffnete dann als freiheitlicher Einzelkämpfer einen Nebenkriegsschauplatz über die Interviewführung in einer Talkshow. Doch bei seinen Truppen rumort es, die Aussichten im Wahlkampf sind arg getrübt. Ob der neue General, Ex-Justizminister und Hobby-DJ Marco Buschmann, das Ruder herumreißen kann, wird sich zeigen, aber immerhin könnte es nun selbst produzierte Marschmusik geben.
Immer wieder ist's der Haushalt
Was in Deutschland noch nach einem schlechten Sketch aus der "heute-show" klingt, wurde dann in Südkorea plötzlich ernst. Dort verhängte der Präsident im Streit um den Haushalt den Kriegszustand und schickte Soldaten ins Parlament. Das Parlament wiederum befand einstimmig, dass es keinen Kriegszustand gibt. Und während man ob der gestörten Befindlichkeiten durch eine weitere Krise in dieser ohnehin an Krisen nicht armen Welt googelte, was eigentlich "What the Fuck?" auf Koreanisch heißt (ChatGPT schlägt "Mwoya?" vor), war der Spuk fürs Erste schon wieder vorbei. Wäre es nicht Zeit für ein bisschen Frieden und ein bisschen Liebe?