Vor 35 Jahren... : Vertauschtes Band zum Jahreswechsel
Peinlicher Fehler: Am 31. Dezember 1986 sendet die ARD die falsche Neujahrsansprache des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl. Manche witterten dahinter Absicht.
Im Fernsehen laufen immer nur Wiederholungen. Jedenfalls wird das oft behauptet. Erwiesenermaßen eine Wiederholung sendete die ARD am 31. Dezember 1986. Keine alte "Tatort"-Folge, sondern die Neujahrsansprache des Bundeskanzlers vom Vorjahr. Helmut Kohl (CDU) soll seinen Augen nicht getraut haben, als er realisierte, dass eine alte Ansprache über die Bildschirme flimmert.
Vor den Augen von rund 6,7 Millionen Zuschauern und nur wenige Wochen vor der Bundestagswahl am 25. Januar. Einige witterten Sabotage: CSU-Generalsekretär Gerold Tandler sprach von einer "systematisch vorbereiteten" Aktion, CDU-Generalsekretär Heiner Geißler glaubte nicht, dass ein "Redakteur namens Zufall oder ein Techniker namens Versehen" schuld sei.
Neun Minuten dauerte die falsche Rede. Während beim Sender schon Zuschauer anriefen, bemerkten die Verantwortlichen zunächst nichts. Erst während des Silvester-Showprogramms wurde ein Text eingeblendet, in dem über die vertauschten Bänder informiert wurde. Warum man bei der ARD das Versehen nicht gleich bemerkte? Vielleicht weil die Reden inhaltlich nicht weit auseinanderlagen: Kohls Themen vom Vorjahr - Arbeitslosigkeit, Frieden und Umweltschutz - waren auch Ende 1986 noch aktuell. Die ARD entschuldigte sich bei ihren Zuschauern und bei Kohl. Der nahm die Entschuldigung an - saß am 1. Januar 1987 aber vermutlich erneut und mit ihm 7,3 Millionen Bundesbürger vor dem Fernseher: Am Neujahrsabend sendete die ARD die korrekte Ansprache.