Vor 30 Jahren... : Willy Brandt gestorben
Vor 30 Jahren verstarb der Sozialdemokrat Willy Brandt. Der ehemalige Bundeskanzler und Friedensnobelpreisträger setzte sich für die Verständigung mit Osteuropa ein.
Die Meldung lief mitten in der Nacht über die Ticker. "Brandt ist tot" meldete die Deutsche Presseagentur um 1.09 Uhr. Wenige Stunden zuvor, am Abend des 8. Oktober 1992, war der frühere Bundeskanzler und SPD-Ehrenvorsitzende Willy Brandt im Alter von 78 Jahren nach langen Krebsleiden in seinem Haus bei Bonn gestorben.
Am 8. Oktober 1992 ist Willy Brandt (SPD) im Alter von 78 Jahren gestorben.
Als der Bundestag am Morgen des 9. Oktober zusammentrat, lag ein weißes Blumengesteck auf dem Abgeordnetenplatz des Alterspräsidenten, der dem Parlament ohne Unterbrechung seit 1969 angehört hatte. Fünf Jahre - bis 1974 - war er Regierungschef. Eine sichtlich bewegte Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) erklärte, "in Trauer und Achtung nehmen wir Abschied von einem großen Staatsmann". Der Friedensnobelpreisträger sei "ein Anwalt des Friedens und der Verständigung gewesen", sagte sie.
10.000 Berliner erweisen Brandt die letzte Ehre
Seine lange Zeit kontrovers diskutierte Ostpolitik habe die Welt verändert. Ähnlich äußerte sich Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU): Brandt habe "wie nur wenige zum Ansehen unseres Vaterlandes in der Welt beigetragen", befand er. Entsprechend klangen die Reaktionen aus dem Ausland. Frankreichs Präsident François Mitterrand etwa nannte Brandt "eine der großen Persönlichkeiten Deutschlands, Europas und des Sozialismus'".
In Berlin, wo Brandt von 1957 bis 1966 Regierender Bürgermeister war, schlossen sich mehr als 4.000 Menschen einem Trauermarsch an. Gut eine Woche später wurde Brandt im Reichstagsgebäude mit einem Staatsakt geehrt und anschließend beigesetzt. Vorher hatten dem Alt-Kanzler 10.000 Berliner die letzte Ehre erwiesen und das Rathaus Schöneberg besucht, wo der Sarg aufgebahrt war.