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Auf den Spuren der deutschen Verfassung : Die Geschichte der Paulskirchenverfassung

Die erste gesamtdeutsche Verfassung hat eine bewegende Geschichte hinter sich: gestohlen, versteckt, wiedergefunden. Mittlerweile ist das Dokument 175 Jahre alt.

03.04.2023
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2 Min
Foto: DBT/photothek/Felix Zahn

Eine Woche lang konnten Besucherinnen und Besucher das Originalschriftstück der Paulskirchenverfassung anschauen. Auch Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD, r.) und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (l.) nutzten die Gelegenheit.

Aus dem Reichstagsgebäude gestohlen, während des Zweiten Weltkriegs in einem stillgelegten Schacht versteckt, für einige Jahre verschollen und auf einem Schutthaufen in Potsdam wiedergefunden: Die Geschichte der Paulskirchenverfassung von 1848/49 liest sich wie ein Krimi aus 175 Jahren deutscher Geschichte.

Dass all diese Ereignisse nicht spurlos an der auf Pergament gedruckten Originalfassung vorbeigegangen sind, davon können sich Besucherinnen und Besucher bei der Ausstellung "Odyssee einer Urkunde. Die Paulskirchenverfassung vom 28. März 1849 - Deutsche Geschichte(n) in einem Dokument" in der Abgeordnetenlobby des Reichstagsgebäude nun selbst ein Bild machen. Vergangenen Montag wurde die Schau in Anwesenheit von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eröffnet.

Faksimile zum Anfassen

Auf Stellwänden thematisiert die Ausstellung Ziele, Ablauf sowie Akteure der Frankfurter Nationalversammlung und zeichnet den abenteuerlichen Weg des Originalschriftstücks nach. Außerdem liegt ein Faksimile zum Durchblättern bereit - inklusive Wasserflecken und Risse.

1848 versammelten sich die Mitglieder des ersten gesamtdeutschen Parlaments in der Frankfurter Paulskirche, um eine freiheitliche Verfassung für einen Nationalstaat auszuarbeiten. Rund elf Monate dauerte es damals, die Verfassung mit ihrem Grundrechtekatalog zu erarbeiten.

25 Mark Finderlohn für Originalversion

Dass die Originalversion überhaupt noch existiere, sei einem bizarren Zufall geschuldet, berichtete Hilmar Sack von den Wissenschaftlichen Diensten des Bundestages den Anwesenden. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges galt die Urkunde als verschollen, bis ein 17-Jähriger Schüler sie beim Baden zufällig auf einem Müllhaufen an einem Potsdamer See fand.

"Die Rede vom Müllhaufen der Geschichte, wann ist sie schon so real wie hier", sagte Sack. Zwei Jahre bewahrte der Schüler die Urkunde in seiner Wohnung auf, bis er sie schließlich an das Museum für Deutsche Geschichte in Ost-Berlin übergab - und im Gegenzug 25 Mark Finderlohn erhielt.

Anlässlich des Jahrestages der Frankfurter Nationalversammlung wurde das fragile Schriftstück, das sich mittlerweile im Deutschen Historischen Museum befindet, eine Woche lang im Bundestag ausgestellt.

Bas: "Frankfurter Verfassung war ihrer Zeit weit voraus"

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Es war nicht das erste Mal, dass die Urkunde im Reichstagsgebäude aufbewahrt wurde. Sie gehörte zum Bestand der Reichstagsbibliothek, bis sie im Juli 1930 von einem "schillernden Kleinkriminellen" gestohlen wurde, sagte Sack. Über Nacht hatte der Dieb sich mit einem Komplizen im Gebäude einschließen lassen, stahl wahllos Wertgegenstände sowie die Paulskirchenverfassung, die damals nicht in einem Tresor, sondern in einem einfachen abgeschlossenen Schrank lagerte.

"Ich verspreche Ihnen, dass die Urkunde dieses Mal weder gestohlen noch verunstaltet wird", sagte Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD). Die Revolution von 1848 und die Frankfurter Nationalversammlung hätten zwei Ziele gehabt, nationale Einheit und Freiheit. Beides habe sie letztendlich verfehlt und doch sei sie nicht gescheitert. "Die Frankfurter Verfassung war ihrer Zeit weit voraus", sagte Bas. Sie bilde die Grundlage für den heutigen demokratischen Staat.