Ortstermin in Brüssel : Europa im Parlamentarium erleben
Auf Reise durch Europa: Das Parlamentarium in Brüssel erklärt interaktiv die Aufgaben und Arbeitsweise der Europäischen Union und stellt spannende Europäer vor.
Im Europaviertel in Brüssel stehen alle Zeichen auf Wahl: Das Altiero-Spinelli-Gebäude des Europäischen Parlaments ist mit blauen und weißen Bannern geschmückt. Auf ihnen prangen die Worte "European Election" (Europawahl) und "Use your Vote" (Nutze deine Stimme). "Nutze deine Stimme. Sonst entscheiden andere für dich" ist das diesjährige Motto der Europawahl, die je nach Mitgliedsstaat zwischen dem 6. und 9. Juni stattfindet.
Eine Ausstellung in 24 Sprachen der EU
Während Touristinnen und Touristen vor dem Parlamentsgebäude posieren und Fotos machen, beobachten einige Obdachlose das rege Treiben. Auch eine Schulklasse aus Österreich bahnt sich ihren Weg durch die Menschenmenge - sie sind auf dem Weg ins Parlamentarium, dem Besucherzentrum des Europäischen Parlaments.
Seit seiner Eröffnung im Jahr 2011 bietet das Parlamentarium Besucherinnen und Besuchern eine informative Reise durch die Europäische Union. Es liefert Informationen zur europäischen Geschichte, den Organen der EU in Brüssel, Straßburg und Luxemburg sowie den derzeit 705 Abgeordneten und dem Wirken der EU in allen 24 Amtssprachen.
In der Ausstellung werden in regelmäßigen Abständen berühmte Europäerinnen und Europäer vorgestellt - darunter Victor Hugo, Maria Callas oder Marie Curie. Es ist das größte Besucherzentrum eines Parlaments in ganz Europa.
Europäerinnen und Europäer kennenlernen
Aufgelockert wird die Informationsflut durch interaktive Tafeln. Sie ermöglichen es den Besucherinnen und Besuchern, sich aktiv mit europäischen Themen auseinanderzusetzen. So können die Gäste der Ausstellung beispielsweise auf einer begehbaren Landkarte mehr über die Vielfalt des europäischen Kontinents erfahren.
Besonders anschaulich wird in kurzen Videos gezeigt, wie die EU das tägliche Leben ihrer Bürgerinnen und Bürger beeinflusst. So berichtet zum Beispiel Carla Martins aus Portugal davon, wie sie mit Hilfe des Europäischen Fonds für die Anpassung an die Globalisierung eine neue Arbeit fand. Wie in dem Video erklärt wird, unterstützt der Globalisierungs-Fonds Menschen dabei, einen neuen Arbeitsplatz zu finden, wenn eine Fabrik an einen Standort außerhalb der EU verlagert wird. Jährlich stellt die EU dafür etwa 500 Millionen Euro zur Verfügung.
In einem anderen Video erzählt der Barbesitzer Hristoslav Galileev aus Rumänien, wie sich die EU-Vorschrift zum Rauchverbot an öffentlichen Orten auf sein Lokal auswirkt. So könne er es zwar verstehen, dass man sich auf globaler Ebene Gedanken zur Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger mache - dennoch habe die Vorgabe anfangs negative Auswirkungen auf die Zahl der Gäste in seiner Bar gehabt.
"Für mich ist Europa Zuhause."
Auch den Jugendlichen aus der österreichischen Schulklasse gefallen die interaktiven Inhalte in der Ausstellung am besten. Und natürlich, dass man so viele Fotos machen könne - so erzählen es Zofia, Charlie und Rika. Sie verbringen die meiste Zeit an einer interaktiven Karte, auf der sie ihre Wünsche für Europa hinterlassen können. Zofia schreibt, dass sie sich mehr Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen wünscht. Charlie möchte, dass jede Person einfach sie selbst sein kann. Rikas Wunsch ist es, dass mehr gegen Obdachlosigkeit getan wird und Menschen, die auf der Straße leben, ein Zuhause, Arbeit und Hilfe finden.
Auch die Europawahl ist bei den drei Jugendlichen Thema. Sie sind alle 16 Jahre alt und dürfen nach österreichischem Wahlrecht im Juni ihre Stimme abgeben. Doch Rika ist sich unsicher, ob sie tatsächlich wählen kann. Sie ist erst vor zwei Jahren von Ungarn nach Österreich gezogen und hat die ungarische Staatsbürgerschaft - und dort liegt das Wahlalter bei 18 Jahren. Fragt man Rika, was sie mit Europa verbindet, sagt sie "Freiheit und kulturelle Vielfalt". Am Ende ergänzt sie noch: "Für mich ist Europa Zuhause".