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Parlamentarisches Profil : Die Unbeirrbare: Beatrix von Storch

Gender-Themen begleiteten die AfD-Abgeordnete Beatrix von Storch nicht erst seit sie 2017 in den Bundestag einzog - bereits Ende der 1990er Jahre sprach sie darüber.

17.11.2023
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3 Min

Der Büroalltag in der Politik beginnt zuweilen wie in anderen Stuben: an der Kaffeemaschine. Beatrix von Storch lässt gerade einen Kaffee Creme durchlaufen, es ist 7.30 Uhr, noch liegt dunkles Morgengrau über der Stadt. "Ich muss eine Mitarbeiterin einstellen", scherzt sie, "meine Mitarbeiter waschen einfach nicht ab" - und bürstet selbst rasch einen Becher sauber. "Womit wir beim Thema wären", sagt sie, und schiebt hinterher: "Scherz!"

Beatrix von Storch (AfD) ist seit 2017 Mitglied des Bundestages und sitzt im Digitalausschuss.   Foto: picture alliance/dpa

Der Bundestag berät über einen Gesetzentwurf der Bundesregierung, es geht um das Selbstbestimmungsrecht beim Geschlechtseintrag. Von Storch und die AfD-Bundestagsfraktion widersetzen sich diesen Plänen. "Der Prozess der Geschlechtsumwandlung per Skalpell beginnt für viele dann mit dem geänderten Geschlechtseintrag", sagt sie. "Damit werden Menschen, besonders Kinder und Jugendliche, auf die falsche Bahn gesetzt."

Von Storch, 52, geht dieses Ansinnen zu weit. Sie sieht ihre Position als faktisch und objektiv, und diese kennt zwei für immer festgezurrte Geschlechter. "Es gibt eben Unterschiede zwischen Männern und Frauen, die sind nicht eingebildet. Geschlecht ist Biologie, ist Realität." Alles andere sei etwas anderes, habe aber nichts mit Mann und Frau zu tun. Was ist es dann? "Ein Wunsch, ein Gefühl, und gerade bei Jugendlichen: reversibel."


„Unter 18 Jahren darf es überhaupt nicht möglich sein, da darf man aus guten Gründen nicht mal den Führerschein machen.“
Beatrix von Storch (AfD)

Von Storch urteilt unmissverständlich über andere Menschen, und über deren Selbsteinschätzungskompetenzen. "Unter 18 Jahren darf es überhaupt nicht möglich sein, da darf man aus guten Gründen nicht mal den Führerschein machen." Hinter ihrem Schreibtisch steht ein Bild mit einem Spruch von Papst Johannes Paul II.: "Der Mensch ist zur Freiheit berufen", steht da. Gilt das nicht auch für die Geschlechtsidentität? "Die Freiheit besiegt nicht die Realität." Und was ist mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Transidentität, die längst die Welt nicht mehr teilen in Schwarz und Weiß? "Teile der 'Wissenschaft' behaupten schlicht, dass Geschlecht nicht Biologie ist, sondern irgendwas anderes. Wie bei der 'Klimaforschung': Sie ist nicht objektiv, sondern ideologisiert", erwidert sie. "Die Wissenschaft war sich auch mal einig, dass die Erde eine Scheibe sei." Für manche Argumente wandert die Vize-Fraktionsvorsitzende mental ins Mittelalter.

Unbeirrbar im eigenen Bild von der Welt

Für sie ist dieses Ansinnen Ausdruck eines Irrsinns dieser Zeit, eines Realitätsverlusts. Fest steht sie damit. Vielleicht ist auch genau das gewollt. Unbeirrbar zu sein, im eigenen Bild von der Welt. Für Ausdifferenzierungen ist da kein Platz. "Wenn ein Mann zum Ballettwettbewerb der Frauen darf, oder zum Frauen-Boxen, landen wir doch in Absurdistan."

Von Storch ist eine der bekanntesten Politikerinnen der AfD. Seit 2013 ist sie Parteimitglied, hatte sich vorher in mehreren Vereinen und Netzwerken engagiert. In Schleswig-Holstein in einer konservativen Familie aufgewachsen, studierte sie nach einer Ausbildung zur Bankkauffrau Rechtswissenschaften und begann nach dem Zweiten Staatsexamen als Anwältin mit Spezialisierung aufs Insolvenzrecht. Schon als Studentin hatte sich die Adlige aus dem Haus Oldenburg für die Rückgabe von Bodenreformland an die vorherigen Eigentümer engagiert. An einen Wendepunkt erinnert sich von Storch aus der Zeit der beginnenden Neunziger. "Ich war bei einer Veranstaltung der Adenauer-Stiftung über den demografischen Wandel, der mich erschreckte. Ich dachte: Da müssen die Parteien doch etwas unternehmen, langfristig handeln. Doch nichts geschah. Dann, dachte ich, muss man als Bürger ran." In den Nullerjahren sei bei ihr die Überzeugung gewachsen, dass auch auf Parteienebene Neues geschehen solle, etwas rechts von der Union.

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2014 zog sie ins Europäische Parlament ein, 2017 in den Bundestag, wo von Storch im Ausschuss für Inneres und Heimat sitzt. Gender-Themen begleiteten sie seit langem. "Schon Ende der Neunziger hatte ich sie öffentlich angesprochen, als sich niemand dafür interessierte." Warum? "Manche sehen den Tsunami erst, wenn er an Land ist. Und andere etwas früher." Von draußen scheint nun die Sonne hell hinein.