Parlamentarisches Profil : Raus aus der Nische
Der CDU-Politiker Stefan Rouenhoff kümmert sich im Bundestag um Rohstoffpolitik. Er meint: Das Thema braucht größere Aufmerksamkeit.
Am frühen Abend kann schon mal eine Krawatte überm Garderobenständer hängen, vielleicht braucht Stefan Rouenhoff sie noch für einen Abendtermin. Er kommt von einer Abstimmung aus dem Plenum, es ist die letzte Sitzungswoche vor der Sommerpause, 18 Uhr. Rouenhoff, 44, Wahlkreisabgeordneter aus Kleve, muss sich seine Zeit einteilen: Er ist in der Unionsfraktion als Berichterstatter unter anderem für Handels- und Industriepolitik, Steuern und Finanzen sowie Rohstoffe zuständig - "letzterer Punkt umfasst rund 15 Prozent meiner Arbeit", sagt er. "Diesem Thema werden wir größere Aufmerksamkeit widmen müssen."
Stefan Rouenhoff ist in der Unionsfraktion als Berichterstatter unter anderem für Rohstoffe zuständig. Diese gelten zwar als wichtig, fristeten in der Politik aber nicht selten ein Nischendasein, sagt er.
Der CDU-Politiker sieht drei Säulen einer erfolgreichen Rohstoffpolitik. Erstens den Rohstoffabbau im Ausland, "das ist bisher zu wenig flankiert worden, Partnerschaftsabkommen sollten besser genutzt werden", zweitens den Abbau in Deutschland und Europa sowie drittens eine bessere Kreislaufwirtschaft, "auch da ist noch viel zu tun, bei 20 von 30 durch die EU als kritisch eingestuften Rohstoffen gibt es eine Recyclingquote von unter einem Prozent".
Bundesregierung muss Antworten bei Thema Fracking finden
Rouenhoff ist Volkswirtschaftler. Er sei Abgeordneter geworden, sagt er, weil er dazu beitragen wolle, dass die Volkswirtschaft leistungsstark bleibt. Beim nationalen Abbau verfolgt er einen Ansatz, den er als pragmatisch beschreiben würde. Rouenhoff erzählt vom Besuch eines Bergbauunternehmens: "Bei einem Genehmigungsverfahren für eine Abraumhalde genügte in den 1980ern das Ausfüllen eines Zettels, heute ist es ein Lastwagen voller Akten." Man müsse aufpassen, "dass in Deutschland noch Entscheidungen getroffen werden können und unser Land nichts vollends im Bürokratismus versinkt". Auch heikle Themen steuert er zumindest an, etwa Fracking: "Gerade nutzen wir gefracktes Gas aus Amerika, das sogar übers Weltmeer geschippert werden muss", beginnt er, "da muss die Bundesregierung schon eine Antwort auf die Frage finden, ob sie das weiter praktizieren oder eine Unabhängigkeit davon erreichen will."
Rohstoffe gelten als wichtig, fristeten in der Politik aber nicht selten ein Nischendasein. Zwischen 2007 und 2010 wurde eine Debatte über Rohstoffsicherung geführt, aber kein Wechsel eingeleitet. Wurde da etwas verschlafen? "Die Wirtschaft und die Bürger hätten eine Politik nicht mitgemacht, die eine Diversifizierung von Energieträgern durch Verteuerung erzielt." Aber dies geschieht gerade. "Die weltpolitische Lage hat sich dramatisch geändert." Und doch sei immer an die Machbarkeit zu denken. "Alles muss gesellschaftlich überzeugend durchgesetzt werden, das sieht man ja an der aktuellen Heizungsdebatte."
Mit der Politik erstmals in Kontakt kam Rouenhoff, als er als Jugendlicher in seiner Kommune mehr für die junge Generation wollte, sich für ein Jugendzentrum engagierte. Als jüngster von drei Söhnen in einem landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen, machte er nach dem Abitur eine Lehre zum Bauzeichner, studierte dann Volkswirtschaftslehre und International Studies in Bonn und Birmingham.
Reiz am Gestalten
Schnell kam dann die große Politik: erst Referent im Bundeswirtschaftsministerium, dann Handelsattaché an Deutschlands Ständiger Vertretung bei der EU in Brüssel. "Diese Maschinenraumerfahrung aus der Exekutive hilft mir heute als Abgeordneter sehr, man erhält ein Verständnis darüber, wie gearbeitet wird, wie Themen angegangen werden." Doch reizte irgendwann die Arbeit in der Legislative. "Ich wollte mehr gestalten, auf politische Prozesse mit einwirken." Nicht ohne Grund habe er seit dem Studium im öffentlichen Bereich statt in einem Unternehmen gearbeitet. "Ich wollte etwas für die Allgemeinheit tun."
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Sein Elternhaus war christlich, die CDU bei ihm seit der Jugend ersteWahl. „Dieser Lösungspragmatismus ist bei uns stärker als bei anderen Parteien ausgeprägt.“ Entsprechend sehe sein Terminkalender aus, im Wahlkreis seien es nicht weniger als in Berlin. „Es ist mein Job, den Menschen zu helfen.“ Er steht auf, der nächste Termin ruft.