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Vor 65 Jahren : Hakenkreuz-Schmierereien schockieren Europa

Hakenkreuze an Hauswänden erschütterten 1959 ganz Europa. In der Bundesrepublik lösten sie eine Debatte über die unzureichende Aufarbeitung der NS-Vergangenheit aus.

17.12.2024
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Vier Jahre nach dem Ende des Dritten Reichs, erlebte Europa ein böses Déjà-vu: Am 31. Dezember 1959 kam es unter anderem in Paris, London, Antwerpen und mehreren Städten der Bundesrepublik zu Hakenkreuzschmierereien. Es waren Nachahmungstaten: Bereits an Weihnachten hatten zwei 25-jährige Mitglieder der rechtsextremen Deutschen Reichspartei (DRP) in Köln die Synagoge, die nach der Zerstörung durch die Nazis erst im September eingeweiht worden war, verschandelt. "Deutsche fordern Juden heraus", schmierten sie auf die Wände, dazu Hakenkreuze. 


„Wenn Ihr irgendwo einen Lümmel erwischt, vollzieht die Strafe auf der Stelle und gebt ihm eine Tracht Prügel.“
Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU)

In den Wochen danach wurden bundesweit Hunderte ähnliche Fälle gezählt. "Wenn man die Meldungen aneinanderreiht, könnte man meinen, eine weit verstreute Brigade des Teufels habe Urlaub bekommen und sei auf uns losgelassen worden", meinte Berlins Regierender Bürgermeister Willy Brandt (SPD). Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) riet Polizisten: "Wenn Ihr irgendwo einen Lümmel erwischt, vollzieht die Strafe auf der Stelle und gebt ihm eine Tracht Prügel."

Als Reaktion auf die Taten verabschiedet der Bundestag ein Gesetz gegen Volksverhetzung

Während man im Ausland in der "Schmierwelle" eine Rückkehr des Judenhasses sah, markierte sie in der Bundesrepublik eine Zäsur. In der Öffentlichkeit, in der die NS-Vergangenheit noch ein Tabuthema war, war das Entsetzen groß. Es setzte sich die Meinung durch, dass es Versäumnisse in der Aufarbeitung der NS-Zeit gegeben hatte. Der Bundestag verabschiedete 1960 ein Gesetz gegen Volksverhetzung. Die beiden Rechtsextremen von Köln wurden allerdings nur wegen Sachbeschädigung verurteilt.

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