Grüne und SPD wollen Entwurf nachbessern : Neue Regeln für Befristungen in der Wissenschaft geplant
Befristete Verträge in der Wissenschaft sind die Regel. Jetzt will die Bundesregierung Abhilfe schaffen. Doch SPD und Grünen geht der Entwurf nicht weit genug.
Beim Wissenschaftszeitvertragsgesetz gibt es Nachbesserungsbedarf. "Es ist nicht zu rechtfertigen, wenn manche junge Forscherinnen und Forscher sich für die Promotion von einem Semestervertrag zum nächsten hangeln müssen", sagte Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) am Mittwoch bei der ersten Lesung der Novelle. Das raube Energie für die eigentliche Forschungsarbeit und treibe größte Talente aus der Wissenschaft. Einfach sei eine solche Reform jedoch nicht, weil sich sehr unterschiedliche Interessen gegenüberstünden, sagte die Ministerin.
Geplant sind nun Mindestlaufzeiten für Erstverträge: drei Jahre vor der Promotion, zwei Jahre nach der Promotion. Vorgesehen sind auch Mindeststandards bei Laufzeiten sowie eine Höchstdauer der Befristung für Postdoktoranden nach Beendigung einer Promotion (Postdocs).
Union sieht eine Bauruine, die Koalition eine Baustelle
Thomas Jarzombek (CDU) warf der Ministerin vor, viel zu spät aktiv geworden zu sein. Von ihr kämen nur Bauruinen. "Alles ist zwar zum Zeitpunkt der nächsten Bundestagswahl irgendwie angefangen, aber nichts davon ist fertig", sagte er.
Widerstände gegen den Entwurf gibt es aber offenbar auch in der Koalition. Der Gesetzentwurf enthalte kluge und wertvolle Regelungen, sagte Carolin Wagner (SPD). Er schaffe aber keine neue Balance in der Postdoc-Phase. “Deswegen konnten wir bislang nicht zustimmen.” Nachgearbeitet werden muss an dem Entwurf auch aus Sicht von Laura Kraft (Grüne). Dabei gehe es vor allem um die Höchstbefristung in der sogenannten Postdoc-Phase, sagte sie.
Michael Kaufmann (AfD) attestierte Stark-Watzinger eine "maßvolle Überarbeitung". Weiter sagte er: Wer das Befristungswesen in der deutschen Wissenschaft einschränken wolle, müsse zuerst die Wissenschaftseinrichtungen deutlich besser ausfinanzieren.
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