
Der neue Bundestag in Zahlen : So sieht der 21. Deutsche Bundestag aus
Männlich, Ende 40 und im Rechtswesen tätig – statistisch ist das der durchschnittliche Parlamentarier der neuen Wahlperiode. Weitere Fakten zu den Abgeordneten.
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Seit Sonntagnacht steht fest, welche 630 Abgeordnete Mitglieder des 21. Deutschen Bundestages werden. 230 von ihnen – und somit rund 37 Prozent – ziehen nach der Bundestagswahl erstmals in das Parlament ein.
Niedrigerer Frauenanteil im neuen Bundestag
Der neue Bundestag ist kleiner und weniger weiblich. Von den 630 frisch gewählten Abgeordneten sind 204 weiblich – das entspricht 32,4 Prozent. Somit ist der Frauenanteil im Vergleich zur letzten Wahlperiode leicht gesunken. Damals lag er bei 34,7 Prozent.

Der Frauenanteil unterscheidet sich bei den Fraktion immens. Am höchsten ist er bei Bündnis 90/Die Grünen, am geringsten bei der AfD.
Insgesamt unterscheidet sich der Frauenanteil bei den einzelnen Fraktionen stark. Während bei den Fraktionen Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen der Frauenanteil bei 56,2 bzw. 61,2 Prozent liegt, sind Frauen bei der Union (23,1 Prozent) und der AfD (11,8 Prozent) deutlich unterrepräsentiert. Bei der SPD liegt der Frauenanteil bei rund 41,7 Prozent.
Im europäischen Vergleich fällt Deutschland laut Statistischem Bundesamt hinter vielen seiner Partner zurück. So liegt der Frauenanteil in Skandinavien bei jeweils rund 43 Prozent. Auch Belgien und die Niederlande (je 39,3 Prozent), Frankreich (36,2 Prozent), Österreich (36,1 Prozent) sowie Spanien (44,3 Prozent) haben mehr Vertreterinnen in ihren Parlamenten als die Bundesrepublik.
Stimmenkönigin kommt aus Bayern
Mit 50,5 Prozent der Erststimmen hat CSU-Politikerin Dorothee Bär ihren Wahlkreis Bad Kissingen in Nordbayern gewonnen. Kein anderer Kandidat konnte mehr Erstimmen erzielen. Auch ist die Politikerin die einzige mit einem Ergebnis von über 50 Prozent der Stimmen.
Zwischen dem jüngsten und ältesten Abgeordneten liegen knapp 61 Jahre
Mit 23 Jahren ist Luke Hoß (Die Linke) der jüngste Abgeordnete des 21. Bundestages. Der Student ist im Wahlkreis Passau angetreten und über die Landesliste Bayern ins Parlament gewählt worden.

Luke Hoß (Die Linke) zieht erstmals in den Deutschen Bundestag ein. Für AfD-Politiker Alexander Gauland (r.) ist es die dritte Wahlperiode.
Knapp 61 Jahre älter als Hoß ist Alexander Gauland (AfD). Mit 84 ist er der älteste Abgeordnete des Bundestages. Gauland war bereits Mitglied des 19. und 20. Deutschen Bundestages.
Ähnliches Altersniveau wie 2021
Insgesamt hat sich mit Blick auf die Altersstruktur wenig verändert im neuen Bundestag. Wie bereits 2021 liegt das Durchschnittsalter der neuen Abgeordneten bei rund 47 Jahren. Besonders viele Abgeordnete sind zwischen 50 und 59 Jahre alt (rund ein Drittel) und auch die 40- bis 49-Jährigen machen rund 30 Prozent des Parlaments aus. Am wenigsten vertreten sind junge Menschen unter 30. Sie machen lediglich fünf Prozent der Abgeordneten aus.
Während die Abgeordneten der Linken und Bündnis 90/Die Grünen im Schnitt etwa 42 Jahre alt sind, liegt das Durchschnittsalter bei SPD und Union jeweils bei rund 48 Jahren. Am ältesten sind die Vertreterinnen und Vertreter der AfD mit knapp 51 Jahren.
Rund zwölf Prozent haben einen Migrationshintergrund
Wie aus einer Recherche des Mediendienstes Integration hervorgeht, haben mindestens 73 Abgeordnete des neuen Bundestages einen Migrationshintergrund. Das heißt, dass sie selbst oder mindestens ein Elternteil ohne deutsche Staatsbürgerschaft geboren wurden. Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung, wo der Anteil bei etwa 29,7 Prozent liegt, sind Menschen mit Migrationshintergrund im neuen Parlament damit deutlich unterrepräsentiert.

Von den 630 Parlamentariern des neuen Bundestages sind lediglich 32 im Ausland geboren - 598 in Deutschland.
Wie der Mediendienst außerdem herausfand, unterscheidet sich der Anteil bei den im Parlament vertretenden Parteien deutlich. So hat Bündnis 90/Die Grünen mit rund 20 Prozent den höchsten Anteil an Abgeordneten mit Migrationshintergrund. Dahinter folgen Die Linke (18,8 Prozent), die SPD (17,5 Prozent) und die CDU/CSU-Fraktion (6,3 Prozent). Am geringsten ist der Anteil in der AfD-Fraktion mit rund 5,9 Prozent der Abgeordneten.
Lediglich 32 der 630 Abgeordneten sind im Ausland geboren. Die meisten von ihnen außerhalb der Europäischen Union. So haben vier Parlamentarier die Türkei als ihr Geburtsland angegeben. Jeweils zwei Abgeordnete sind in Kirgisistan, Russland und Iran geboren. Ein Abgeordneter beziehungsweise eine Abgeordnete stammt jeweils aus Eritrea, Syrien, Afghanistan, Pakistan, Kasachstan, Brasilien, Marokko, Kamerun, Irak, Bosnien und Herzegowina sowie der Schweiz. Insgesamt elf Abgeordnete sind laut eigenen Angaben innerhalb der Europäischen Union geboren. So stammen vier aus Polen, jeweils zwei aus Rumänien und Italien sowie jeweils einer oder eine aus Portugal, Schweden und Lettland.
Viele Rechtsanwälte, wenig Studierende
Mehr als 70 Prozent der neuen Abgeordneten (459 Personen) haben einen Beruf in der Gruppe „Unternehmensorganisation, Buchhaltung, Recht und Verwaltung“, wie aus den Daten der Bundeswahlleiterin hervorgeht. Weit dahinter folgt die Berufsgruppe der Gesundheits-, Lehr-, Sozial- und Erziehungsberufe mit 45 Abgeordneten und der Bereich „Sprache, Literatur, Gesellschaft, Wirtschaft, Medien und Kultur“ mit 44 Personen.
20 Abgeordnete sind dem Bereich Produktions- und Fertigungsberufe zugeordnet, 16 kaufmännischen Dienstleistungen und Vertrieb. In der Gruppe der Studierenden, Auszubildenden sowie Schülerinnen und Schüler sind lediglich fünf Personen vertreten.
Mit rund 16,2 Prozent tragen überdurchschnittlich viele Abgeordnete einen Doktortitel. So haben 102 Personen promoviert, eine Person zusätzlich habilitiert. Laut Statistischem Bundesamt war die Promotion im Jahr 2019 bei 1,2 Prozent der Bevölkerung der höchste Bildungsabschluss. Da nicht alle Personen ihren Doktortitel im Namen tragen und die Daten der Bundeswahlleiterin auf Selbstauskunft beruhen, könnte die tatsächliche Zahl der Promovierten im 21. Deutschen Bundestag auch höher sein.
Gregor Gysi ist der dienstälteste Abgeordnete

Im Jahr 1990 zog der Abgeordnete Gregor Gysi erstmals in den Deutschen Bundestag ein. In der 21. Wahlperiode ist er nun Alterspräsident.
Mehr als 30 Jahre lang sitzt Gregor Gysi (Die Linke) bereits als Abgeordneter im Deutschen Bundestag und ist somit dienstältester Abgeordneter. Nach der Geschäftsordnung des Bundestages ist es die Aufgabe des dienstältesten Abgeordneten, die konstituierende Sitzung des Bundestages als Alterspräsident zu eröffnen und die Sitzung zu leiten, bis der Bundestagspräsident oder die Bundestagspräsidentin gewählt wurde.
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