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Höchstes Verfassungsorgan : Die Bundespräsidenten seit 1949

Eine Auflistung aller Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland von 1949 bis heute. Eine Chronik.

31.01.2022
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3 Min

Theodor Heuss - 1949 bis 1959

Theodor Heuss   Foto: Gemeinfrei

Jahrgang 1884, baute der liberale Abgeordnete der Weimarer Zeit und erste FDP-Vorsitzende als Staatsoberhaupt Brücken in einer Zeit, die der jungen Bundesrepublik noch mit viel Misstrauen begegnete. Bereits im Parlamentarischen Rat hatte Heuss eine vermittelnde Position eingenommen und so zu einer Verständigung über das Grundgesetz beigetragen. Mit seiner parteiübergreifenden
Amtsführung prägte er das Ideal eines Bundespräsidenten.


Heinrich Lübke - 1959 bis 1969

Foto: picture alliance/Christa Fratzer

Heinrich Lübke

Auch Lübke, 1894 geboren, war bereits in Weimarer Zeit Mitglied des Reichstags – als Parlamentarier der Zentrumspartei. Nach 1949 CDU-Bundestagsabgeordneter, war er ab 1953 Bundeslandwirtschaftsminister. In seinen beiden Amtszeiten als Bundespräsident setzte er sich insbesondere für die Entwicklungszusammenarbeit ein.


Gustav Heinemann - 1969 bis 1974

Gustav Heinemann   Foto: Gemeinfrei

Weil er die Wiederbewaffnung nicht mittragen wollte, überwarf sich Heinemann als CDU-Innenminister mit der Regierung Adenauer. Seit 1957 SPD-Mitglied, wurde er 1966 Justizminister. Heinemann, mit 69 Jahren ins höchste Staatsamt gewählt, verstand sich als „Bürgerpräsident“ mit dem mündigen und engagierten Bürger als Ideal. Außenpolitisch befürwortete er die Ostpolitik der SPD/FDP-Koalition.

 

 

 


Walter Scheel - 1974 bis 1979

Foto: DBT/slomifoto

Walter Scheel

1969 hob er als FDP-Chef mit seinem SPD-Kollegen Willy Brandt die sozialliberale Koalition aus der Taufe; als Außenminister unter dem Kanzler Brandt betrieb er anschließend mit diesem die Entspannungspolitik. Jahrgang 1919, legte er 1973 als Interpret des Liedes „Hoch auf dem gelben Wagen“ den Grundstein für seinen späteren Ruf als „singender Bundespräsident.


Karl Carstens - 1979 bis 1984

Karl Carstens   Foto: DBT/slomifoto

Bevor der Jurist 1972 mit 57 Jahren für die CDU in den Bundestag zog, war er Diplomat und hoher Beamter. Im Parlament zwischen 1973 und 1976 Unions-Fraktionschef, wurde er anschließend Bundestagspräsident. Anders als Scheel schlug Carstens wegen seiner einstigen NSDAP-Mitgliedschaft Kritik entgegen. Vertrauen konnte er sich durch seine Volksnähe erwerben – bekannt sind seine Wanderungen durch die ganze Republik.

 


Richard von Weizsäcker - 1984 bis 1994

Foto: DBT/presse-service steponaitis

Richard von Weizsäcker

1920 geboren, hielt er seine berühmteste Rede 1985 zum 40. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges, als er vor dem Bundestag vom „Tag der Befreiung“ und vom menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft sprach. Ab 1969 CDU-Bundestagsabgeordneter, wurde Weizsäcker 1981 Regierender Bürgermeister von Berlin. Nach seiner Wiederwahl als Staatsoberhaupt 1989 war er seit der Deutschen Einheit am 3. Oktober 1990 erster gesamtdeutscher Bundespräsident.


Roman Herzog - 1994 bis 1999

Roman Herzog   Foto: DBT/presse-service steponaitis

Der 1934 geborene Staatsrechtler war 1978 bis 1983 CDU-Kultus- und anschließend -Innenminister in Baden-Württemberg und gehörte anschließend dem Bundesverfassungsgericht an, dessen Vorsitzender er 1987 wurde. 1996 führte er als Bundespräsident den 27. Januar als Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus ein. 1997 forderte er, dass angesichts verkrusteter Strukturen ein „Ruck“ durch Deutschland gehen müsse – es war die berühmte „Ruck-Rede“.


Johannes Rau - 1999 bis 2004

Foto: DBT/presse-service steponaitis

Johannes Rau

Als erstes deutsches Staatsoberhaupt sprach Rau, Jahrgang 1931, vor der Knesset und bat das jüdische Volk und Israel in deutscher Sprache um Vergebung für die Verbrechen des Holocaust. Die Maxime des langjährigen SPD-Ministerpräsidenten Nordrhein-Westfalens – „Versöhnen statt Spalten“ – galt auch für seine Amtszeit im Schloss Bellevue. Rau setzte sich für die Integration ein und verband dies mit dem Plädoyer für eine geregelte Einwanderungspolitik.


Horst Köhler - 2004 bis 2010

Horst Köhler   Foto: DBT/Lichtblick/Achim Melde

Seit 1981 CDU-Mitglied und später Chefunterhändler von Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU), war der 61-Jährige Volkswirt Geschäftsführender Direktor des Internationalen Währungsfonds, als er 2004 als Kandidat von Union und FDP zum Bundespräsidenten gewählt wurde. 2009 im Amt bestätigt, reichte er 2010 überraschend seinen Rücktritt ein. Köhler prägte die Formulierung von Deutschland als „Land der Ideen“, außenpolitisch setzte er sich für Entwicklung und Armutsbekämpfung auf dem afrikanischen Kontinent ein.


Christian Wulff - 2010 bis 2012

Foto: DBT/Marc-Steffen Unger

Christian Wulff

Mit 51 Jahren zum Staatsoberhaupt gewählt, war der vorherige CDU-Ministerpräsident Niedersachsens der bislang jüngste Bundespräsident und auch derjenige mit der kürzesten Amtszeit. Presseberichte nährten den Verdacht der Vorteilsnahme, im Februar 2012 stand die Aufhebung der Immunität im Raum. Wulff trat daraufhin zurück. 2014 wurde er freigesprochen. In seiner Antrittsrede sprach Wulf von der „bunten Republik“, Akzente setzte er mit seinem Plädoyer für Integration und mit dem Satz, dass auch der Islam inzwischen zu Deutschland gehöre.


Joachim Gauck - 2012 bis 2017

Joachim Gauck   Foto: DBT/Lichtblick/Achim Melde

Jahrgang 1940 und zu DDR-Zeiten Pastor in Rostock, warnte er 2015 in der Flüchtlingskrise er vor einem „Dunkeldeutschland“ der Brandstifter. Außenpolitisch forderte er, dass sich Deutschland „früher, entschiedener und substanzieller“ zur Lösung internationaler Konflikte einbringen solle – und in Sachen Menschenrechte nahm der einstige Beauftragte für die Stasi-Unterlagen gegenüber Russland und China kein Blatt vor den Mund. Auch Kritiker gestehen ihm zu, dem Amt Ansehen zurückgegeben zu haben, das durch die Rücktritte seiner beiden Vorgänger beschädigt worden war.


Frank-Walter Steinmeier seit 2017

Foto: DBT/Tobias Koch

Frank-Walter Steinmeier

Der seit 2017 amtierende Bundespräsident kandidiert am 13. Februar für eine zweite Amtszeit.

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