Der Kulturpass kommt : Gutschein für Kino, Theater und Kulturevents
Zur Volljährigkeit sollen Jugendliche im kommenden Jahr einen Gutschein über 200 Euro erhalten - als Entschädigung für die Entbehrungen während der Lockdowns.
In Deutschland existieren Kulturpässe in einigen Regionen und Städten wie Frankfurt am Main für sozial Schwache, Rentner, Studenten und Schüler.
Es war eine der schöneren Überraschungen der diesjährigen Haushaltsverhandlungen im Bundestag. Am Morgen nach der berühmt-berüchtigten Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses, am 10. November, traten Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) und Finanzminister Christian Linder (FDP) sichtlich gut gelaunt vor die Presse und verkündeten, dass Deutschlands Jugendliche im kommenden Jahr zum 18. Geburtstag von Vater Staat ein besonderes Präsent erhalten sollen: Einen Gutschein über 200 Euro für Theater-, Konzert-, Kinobesuche und andere Kulturveranstaltungen oder Bücher und Musik.
Kulturpass ist Reaktion auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie
Überraschend war die Verkündung dieser neuen Kultursubvention schon deshalb, weil sie weder im Regierungsentwurf für den Bundeshaushalt veranschlagt; noch von Roth während der Haushaltsberatungen im Kulturausschuss mit nur einem Wort angekündigt worden war.
Die Ampelkoalition reagiert mit dem Kulturpass auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Zum einen sei der Zugang zur Kultur in den vergangenen zwei Jahren massiv eingeschränkt gewesen, zum anderen kämpfe die Kulturbranche noch immer mit einem anhaltenden Publikumsschwund. "Wir wollen junge Menschen für die Vielfalt der Kultur in unserem Land begeistern", sagte Roth bei der Vorstellung des Projektes.
Große Verkaufsplattformen wie Amazon bleiben außen vor
Über zwei Jahre lang soll dieser Kulturpass von den Jugendlichen mittels einer App oder Website eingelöst werden können. Beschränkt sein soll das Angebot allerdings auf lokale Kulturanbieter. Große Verkaufsplattformen und Online-Versandhändler wie Amazon sollen ausgeschlossen sein. Laut Statistischem Bundesamt werden im kommenden Jahr etwa 750.000 Jugendliche das 18. Lebensjahr vollenden und somit in den Genuss des Kulturpasses kommen können. Bei einem Erfolg des zunächst auf ein Jahr begrenzten Pilotprojektes ist eine Fortsetzung und Ausweitung für Jugendliche ab 15 Jahre geplant.
In Frankreich gibt es den Kulturpass schon
Vorerst sind die eingeplanten 100 Millionen Euro jedoch mit einem Sperrvermerk im Haushalt versehen. Bis das Projekt wie geplant im zweiten Quartal des kommenden Jahres starten kann, muss Roth noch einen konkreten Umsetzungsvorschlag vorlegen. Das Vorbild für den Kulturpass stammt aus Frankreich. Dort habe man bereits "sehr positive Erfahrungen mit dem Förderinstrument gemacht", heißt es in einer Pressemitteilung der BKM. Bei der Entwicklung der deutschen Version will Roth deshalb eng mit ihrer französischen Amtskollegin Rima Abdul-Malak zusammenarbeiten.
Der Etat von Claudia Roth (Grüne), der Staatsministerin für Kultur und Medien, gehört wieder einmal zu den Gewinnern der Haushaltsberatungen. Debatte über den Kulturhaushalt 2023: Roth darf auf mehr hoffen
In den vergangenen Jahren hatten die Haushaltspolitiker des Bundestages den Etat der Kulturstaatsministerin gegenüber dem Regierungsentwurf angehoben.
Am vergangenen Donnerstag unterzeichneten Roth und Abdul-Malik im Kanzleramt in Berlin eine entsprechende gemeinsame Erklärung. In Deutschland existieren Kulturpässe bislang nur in einigen Städten und Regionen. Sie werden an sozial Schwache, Rentner, Studenten und Schüler ausgestellt, um am kulturellen Leben teilnehmen zu können.