Kulturhauptstädte Europas : Was in Chemnitz und Nova Gorica geplant ist
Nach vier Jahren Vorbereitung starten Chemnitz und die erste grenzüberschreitende Kulturhauptstadt Nova Gorica in das Kulturhauptstadtjahr 2025. Das ist geplant.
Mit einem Festakt im Opernhaus, einer Show am Karl-Marx-Kopf und einem Programm in der Stadthalle wird am 18. Januar das Kulturhauptstadtjahr in Chemnitz eröffnet. Rund 60 Kulturhauptstadtprojekte geben Einblicke in ihre Vorhaben. Unter dem Motto 'C the Unseen' will Chemnitz wenig gesehene Seiten der Stadt und Region zeigen. Besucher können in den kommenden elf Monaten bei über tausend Veranstaltungen das europäische Miteinander feiern. Zur Eröffnung werden unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) und Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) erwartet. Rund 25 Millionen Euro Förderung hat Chemnitz jeweils vom Bund und vom Land Sachsen erhalten.
Im Mittelpunkt des Programms aus Veranstaltungen, Ausstellungen und Festivals stehen lokale Geschichten und Gesichter. Projekte mit Kulturschaffenden im Länderdreieck mit Polen und Tschechien sollen den europäischen Geist sichtbar machen. So will im März 2025 das Literaturfestival “Leselust goes Europe” Literarisches aus Deutschland, Tschechien, Polen und der Ukraine präsentieren.
Neben dem Kunst- und Skulpturenweg "Purple Path", der zeitgenössische Kunst präsentiert, zählt die Ausstellung "Silberglanz und Kumpeltod" im Staatlichen Museum für Archäologie (noch bis Juni 2025) zu den Höhepunkten im Programm: Hier erfahren Besucher mehr über die glänzenden und die dunklen Seiten der Geschichte und Gegenwart des Bergbaus in der Region. Die Theater Chemnitz greifen das Thema mit dem Stück "Rummelplatz" auf. Basierend auf dem Wismut-Roman des 1934 in Chemnitz geborenen Autors Werner Bräunig entsteht als Auftragswerk eine Oper, die im September 2025 uraufgeführt werden soll. Ab April zeigt und vergleicht das Industriemuseum in der Ausstellung "Tales of Transformation" die Entwicklung ehemaliger europäischer Industriestädte.
Im Bereich der bildenden Kunst ist vor allem der Expressionist Karl Schmidt-Rottluff zu nennen. In seinem Elternhaus im Chemnitzer Westen wird im Frühjahr das deutschlandweit erste Schmidt-Rottluff Museum eröffnet. Um den norwegischen Maler Edvard Munch und das Gefühl der Angst in der Kunst geht es ab August in den Kunstsammlungen am Theaterplatz. Munch hielt sich 1905 für einige Wochen in Chemnitz auf. In Chemnitz-Nord wird das ehemalige Heizkraftwerk im Juli und August zu einer Galerie für zeitgenössische Kunst: Das Festival "Begehungen" widmet sich in seiner 22. Ausgabe Themen wie Ressourcenverbrauch, Artenvielfalt und Klimawandel.
Eröffnung in Nova Gorica und Gorizia am 8. Februar
Neben Chemnitz trägt die slowenisch-italienische Grenzstadt Nova Gorica und Gorizia den Titel: eine Besonderheit, denn es ist die erste grenzüberschreitende Kulturhauptstadt Europas. Diese besteht aus dem historischen italienischen Teil im Baustil der Habsburger Monarchie und aus einer sozialistischen Planstadt des ehemaligen Jugoslawiens. Kein Wunder also, dass das Programm unter dem Motto "Go Borderless" steht.
Am 8. Februar 2025 geht es dort los: Ein bunter Umzug soll dann vom italienischen Bahnhof zum Bahnhof im slowenischen Teil führen und die Bürger beider Städte zusammenbringen. Im Zentrum des Programms soll das Kulturhauptstadtviertel stehen, das auf dem Grenzstreifen zwischen den ehemaligen Zollkontrollstellen als Ort für Veranstaltungen dient. Neben dem Konzept der Grenzen können Besucher auch die komplexe Beziehung der Menschen zur Grenze erkunden.
Nach der Eröffnung sind rund 400 Veranstaltungen geplant. Dazu gehören neben Filmpräsentationen und Opernvorführungen auch grenzüberschreitende Tanzveranstaltungen. Thematisch geht es vor allem um Krieg und Frieden, Wiederaufbau, grüne Nachhaltigkeit, aber auch die Ökonomie des Schmuggels.