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Nachdenken über die KI : Die Maschine kann die Weltherrschaft nicht wollen

Der Schriftsteller Michael Wildenhain hält wenig vom Begriff der Künstlichen Intelligenz. In seinem Buch ergründet er (menschliches) Bewusstsein und Intelligenz.

10.04.2024
True 2024-04-10T11:58:36.7200Z
2 Min

ChatGPT steht wie vielleicht keine andere Anwendung für den Hype um die Künstliche Intelligenz (KI). Der Textgenerator von OpenAI ist in der Lage, verblüffend menschlich wirkende Texte zu generieren und beispielsweise Programmiercode zu schreiben. Doch bleibt es nur dabei oder wird die KI in Zukunft ihren Schöpfer übertrumpfen? Die Vorstellung des Aufstands der Maschinen befeuert nicht nur die Populärkultur ("Terminator", "Matrix"), sondern hat in Form der Singularitätsthese auch Anhänger in der Tech-Szene. Der Schriftsteller Michael Wildenhain hält davon wenig. "Aus sich heraus eine Intention zu entwickeln, zum Beispiel, die Weltherrschaft zu übernehmen, liegt dem Chatbot oder dem KI-System fern", heißt es an einer Stelle in seinem Buch "Eine kurze Geschichte der Künstlichen Intelligenz".


Michael Wildenhain:
Eine Kurze Geschichte der Künstlichen Intelligenz.
Klett-Cotta,
Stuttgart 2024;
120 Seiten, 16,00 €


Wildenhain interessiert sich in seinem in drei Aufzügen organisierten Text weniger für die konkrete Technikgeschichte, die Entwicklung von Hardware und Algorithmen. Vielmehr lässt er zunächst Goethes Homunkulus aus "Faust II" und Mary Shelleys Frankenstein auftreten, um Grundmotive der Diskussion um KI herauszuarbeiten. Der zweite Aufzug nimmt dann führende Köpfe der (frühen) KI-Entwicklung in den Blick. Alan Turing und der nach ihm benannte Turing-Test werden diskutiert. Ebenso befasst sich Wildenhain mit Ansätzen des Kognitivismus - grob: Das Gehirn funktioniert wie ein Digitalcomputer - und des Konnektivismus - grob: Das Gehirn kann nachgebaut werden - und deren Verständnis von (menschlicher) Intelligenz. Bei aller Vagheit des Intelligenzbegriffes, den Maschinen möchte Wildenhain diese Eigenschaft nicht zuschreiben. Auch die Möglichkeit, ein Bewusstsein zu entwickeln, sieht er als unmöglich an. Am Ende bleibt vom Begriff der Künstlichen Intelligenz in Wildenhains Lesart nicht viel übrig. Der technische Fortschritt mag noch verblüffende Entwicklung bereithalten, aber: "Androiden und Chatbots werden 'klüger', Menschen werden sie nicht." Das ist doch einigermaßen beruhigend.

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