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Foto: picture alliance/dpa/TASS/ | Sergei Karpukhin
Selten geworden: Der russische Journalist Vladimir Esipov, der seit 2016 in Deutschland lebt, erklärt in "Die russische Tragödie", warum es in Russland kaum noch Proteste gibt.

Russlands Transformation : Von der Möchtegerndemokratie zur Diktatur

Der Journalist Vladimir Esipov beschreibt die Transformation Russlands in den vergangenen 30 Jahren. Und er wirbt um Verständnis für seine Heimat.

12.09.2024
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2 Min

Der Petersburger Vladimir Esipov war vor seinem Umzug nach Berlin Chefredakteur der russischen Ausgabe des GEO-Magazins. Er gehört nicht zu den verfolgten politischen Oppositionellen oder den Journalisten der regimekritischen "Nowaja gazeta". Zurzeit ist er als Redakteur der Deutschen Welle tätig. Den Deutschen will Esipov erklären, warum "deren Logik in Russland meistens nicht greift". Im Mittelpunkt seiner aktuellen Publikation steht jedoch der "atemberaubende" Wandel des Landes in den letzten 30 Jahren von "einer postsowjetischen Möchtegerndemokratie über eine turbokapitalistische Autokratie zu einer zunehmend autarken Diktatur".

Esipov: Projekt der Transformation realistischer betrachten

Obwohl Esipov das russische Scheitern auf dem Weg zu einer Demokratie nicht rechtfertigt, will er doch Mitgefühl für seine Heimat wecken: Er empfiehlt, das gigantische Projekt der Transformation realistischer zu betrachten, schließlich dauere die "russische Selbstisolation" schon seit Jahrhunderten an. Zu Recht betont der Journalist, dass die russische Regierung "das westliche Gesellschaftsmodell nicht als Chance, sondern als Gefahr nicht nur für die eigene Macht, sondern für die Existenz des gesamten Staates" ansehe. 


Vladimir Esipov:
Die russische Tragödie.
Wie meine Heimat zum Feind der Freiheit wurde.
Heyne Verlag,
München 2024;
319 S., 18,00 €


Dass Russland "zu einem globalen Anführer der Globalisierungsgegner geworden" sei, wie der Autor einträchtig mit den Kreml Propagandisten behauptet, muss jedoch nachdrücklich bestritten werden. Zudem sind seine Überlegungen nicht überzeugend, wonach "das demokratische Modell" dem flächenmäßig größten Land der Welt gegebenenfalls nicht gut tun würde.

Auch wenn Esipov hofft, "ein Buch für die Zukunft" geschrieben zu haben, so handelt es sich eher um eine Ansammlung von Geschichten, mitunter informativ, aber zumeist ohne Neuigkeitswert. Schließlich berichten deutsche Autoren schon länger "über die russische Tragödie". Immerhin kritisiert Esipov den Krieg gegen die Ukraine als "Gemetzel in der eigenen Familie".

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