Vor 50 Jahren... : Als Geburtstagsgrüße zum Verhängnis wurden
Am 24. April 1974 wird Günter Guillaume, der persönliche Referent von Bundeskanzler Willy Brandt, festgenommen. Der Verdacht: Spionage für die Stasi.
Am 24. April 1974 klingeln um 6.32 Uhr Beamte des Bundeskriminalamtes an einer Haustür in Bad Godesberg. Im Bademantel öffnet Günter Guillaume, persönlicher Referent von Bundeskanzler Willy Brandt (SPD). Guillaume und seine Frau Christel werden als DDR-Spione verhaftet. Es ist der Anfang vom Ende von Brandts Kanzlerschaft.
Die Guillaumes kamen Mitte der 50er Jahre in den Westen. Als DDR-Flüchtlinge getarnt ließen sie sich in Frankfurt nieder, engagierten sich in der SPD. Sie wurde Büroleiterin eines Abgeordneten. Er machte ab 1970, als die sozial-liberale Koalition an die Macht kam, Karriere im Kanzleramt. Indizien für eine Agententätigkeit Guillaumes erreichten den Bundesnachrichtendienst 1973 - in Form von verschlüsselten Glückwünschen zu Geburtstagen und zur Geburt des Sohnes an das Ehepaar. Gesendet über Kurzwelle aus dem Stasi-Hauptquartier. Diesen ersten Verdacht hielt Brandt für unbegründet und seinen Mitarbeiter für loyal. Eine Stütze der Anklage wurde Guillaumes Reaktion auf die Festnahme: "Ich bin Offizier der Nationalen Volksarmee der DDR und Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit. Ich bitte, meine Offiziersehre zu respektieren", sagte er.
Brandt erfuhr von der Festnahme am selben Tag nach der Rückkehr von einem Staatsbesuch in Ägypten. Die politische Dimension war dem Kanzler nicht gleich klar. Dass die "Entlarvung das Ende meiner Kanzlerschaft bedeuten würde", schrieb er in seinen Memoiren, habe er nicht einmal geahnt. Am 6. Mai 1974 trat Brandt zurück. Günter Guillaume wurde zu 13, seine Frau zu acht Jahren Haft verurteilt.