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Vor 35 Jahren : Berlin freut sich über das offene Brandenburger Tor

Weihnachtswunder 1989: Mehr als hunderttausend Menschen feiern in Berlin die Öffnung des Brandenburger Tors. Ein Symbol der Einheit, das die Welt bewegt.

19.12.2024
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2 Min

Es sind Bilder für die Geschichtsbücher: Sie zeigen Zehntausende Berliner, die sich unter Regenschirmen am Brandenburger Tor drängen. Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU), der den jubelnden Menschen aus einem Wachhäuschen zuwinkt. DDR-Ministerpräsident Hans Modrow, der Kohl auf der Ostseite des neuen Durchgangs von West- nach Ostberlin die Hand schüttelt. Die beiden Regierungschefs, die weiße Tauben in den grauen Himmel aufsteigen lassen. Im Hintergrund die Säulen des Brandenburger Tores und ein Weihnachtsbaum. Es sind Bilder vom 22. Dezember 1989, dem Tag, an dem das Brandenburger Tor nach 28 Jahren, vier Monaten und neun Tagen der Teilung wieder geöffnet wird.

Foto: picture-alliance/ ZB

Einheit am Brandenburger Tor: Bundeskanzler Kohl und DDR-Ministerpräsident Modrow öffnen das Symbol der deutschen Teilung.

Bereits am Abend des Mauerfalls am 9. November hatten Tausende dort gefeiert, wo die Mauer zunächst stehen blieb. Doch erst am 22. Dezember wurde aus dem preußischen Bau, der lange Zeit ein Symbol der Teilung in Ost und West war, das Symbol der Einheit. Beschlossen wurde die Öffnung kurz vor Weihnachten, erst wenige Tage zuvor.

Fußgänger erlaubt, aber keine Durchfahrt für Autos

Am 19. Dezember hatte Kohl Dresden besucht. Bei Verhandlungen mit Modrow wurde eine Ausweitung der Zusammenarbeit zwischen BRD und DDR in den Bereichen Wirtschaft, Verkehr und Kommunikation beschlossen. Außerdem vereinbarten Kohl und Modrow eine Amnestie für politische Gefangene möglichst noch vor Weihnachten, Reiseerleichterungen für Bundesbürger und West-Berliner sowie ein Ende des Zwangsumtausches - und die Öffnung des Brandenburger Tores, zunächst für Fußgänger. Eine freie Durchfahrt für Autos hatte der Ost-Berliner Magistrat schon einige Wochen zuvor abgelehnt: Das Tor sei museal, hieß es, der Verkehr könnte den Bau beschädigen.


„Wir wollen Frieden, wir wollen Freiheit!“
Helmut Kohl (CDU)

Nur drei Tage blieben also, um den Beschluss von Dresden in Ost-Berlin umzusetzen, konkret: zwei Teile der Mauer zu entfernen, einen links und einen rechts des Tores, um Ein- und Ausreisen praktisch zu ermöglichen. Mit einem Informationsblatt kündigte das Grenzkommando Mitte der DDR-Grenztruppen schließlich an, "im Zeitraum vom 21.12.1989, 22.00 Uhr, bis 22.12.1989, 13.00 Uhr, die baulichen Voraussetzungen zur Durchführung des grenzüberschreitenden Verkehrs schaffen" zu wollen. "Bereits diese erste Phase des insgesamt wochenlangen Abrissvorgangs erwies sich als weit mühsamer als gedacht, weil die bis zu 3,50 Meter hohen Mauersegmente unerwartet hohe Festigkeit aufwiesen", heißt es in einem Bericht des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages. Am 22. Dezember, gegen 0.30 Uhr, wurde endlich das erste Mauersegment mit einem Kran herausgehoben.

Mehr als 100.000 Menschen feiern in Berlin

Erste Schaulustige kamen noch in der Nacht. Als Kohl und Modrow dann am Nachmittag gemeinsam den neuen Grenzübergang Brandenburger Tor öffneten, jubelten mehr als 100.000 Menschen. 

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"Von diesem Platz aus geht die Botschaft aus der DDR und aus der Bundesrepublik Deutschland: Wir wollen Frieden, wir wollen Freiheit, wir wollen unseren Beitrag zum Frieden in Europa und in der Welt leisten", sagte Kohl in seiner Rede. Neben Kohl sprachen auch Modrow, Ostberlins Bürgermeister Erhard Krack und Westberlins Regierender Bürgermeister Walter Momper (SPD). Dieser rief der Menge die Worte zu, die von diesem Tag in Erinnerung bleiben sollten: “Berlin, nun freue dich!”