Vor 40 Jahren : Helmut Kohl und François Mitterrand in Verdun
1984 schoss der Fotograf Frédéric de la Mure ein Bild von Kohl und Mitterrand in Verdun, das als Symbol der deutsch-französischen Versöhnung weltberühmt wurde.
Ein Bild, das um die Welt ging: Der französische Präsident François Mitterand (l.) und der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl demonstrieren 1984 über den Gräbern von Verdun Versöhnung.
Frédéric de la Mure war spät dran. Einige Tage vor dem Besuch von Kanzler Helmut Kohl (CDU) im französischen Verdun wurde den Fotografen Plätze auf dem früheren Schlachtfeld zugewiesen. Weil Fotograf de la Mure nicht rechtzeitig zu dem Termin im Élysée-Palast kam, musste er mit einem der "schlechteren Plätze" Vorlieb nehmen. Doch von diesem Standort aus, schoss er am 22. September 1984 ein Foto, das um die Welt ging: Kohl und Frankreichs Staatspräsident François Mitterand stehen Hand in Hand an dem Ort, wo sich Deutsche und Franzosen eine der grausamsten Schlachten des Ersten Weltkriegs mit rund einer halben Million Toten lieferten.
Spontane Geste oder Presse-Inszenierung?
Minutenlang hielten sich die beiden Männer an den Händen, während die Nationalhymnen erklangen. Die Szene wurde international viel beachtet, überwiegend als Demonstration der Verbundenheit der einst verfeindeten Nationen gedeutet. Doch es gab auch Kritik, von einem Schachern um Symbolik war in französischen Medien die Rede. Hintergrund war, dass Kohl im Juni 1984 nicht zu den Feierlichkeiten anlässlich des 40. Jahrestages der alliierten Landung in der Normandie geladen worden war.
Das Treffen in Verdun - dessen Datum keinen Bezug zur Schlacht von 1916 hatte - wurde als Notlösung gewertet, um Kohl über seine Nicht-Einladung zu den D-Day-Feierlichkeiten hinwegzutrösten. Die Geste selbst sahen einige gar als PR-Inszenierung. Fotograf de la Mure konnte nicht sehen, wie es zu dem Handschlag kam, der einzige Kameramann vor Ort hatte in dem Moment gerade zu den Soldaten im Nieselregen geschwenkt. Dennoch war sich de la Mure sicher: “Die Geste war offensichtlich spontan.”
Helmut Kohl und François Mitterrand haben sich im Laufe der Jahre mehrfach zu dem symbolträchtigen Moment geäußert. In Interviews und Büchern erklärten beide, dass diese Geste nicht im Voraus abgesprochen war. Mitterrand erinnerte sich später, dass er, als sie vor dem Katafalk standen, der die Gefallenen beider Nationen repräsentierte, instinktiv zu Kohl geschaut habe. Dann habe er seine Hand ausgestreckt – und auch Kohls Hand sei da gewesen.