Erstes demokratisches Staatsoberhaupt : Vor 100 Jahren starb Friedrich Ebert
Friedrich Ebert kämpfte für Demokratie und Einheit in der Weimarer Republik. Das Erbe des Reichspräsidenten bleibt eine Mahnung für die Gegenwart.
Er zählt zu den Wegbereitern parlamentarischer Demokratie in Deutschland, als ihr entschiedener Verteidiger in den Wirren der jungen Weimarer Republik: Reichspräsident Friedrich Ebert. Als erstes demokratisch gewähltes deutsches Staatsoberhaupt wandte er sich gegen Aufstände von rechts und von links, kämpfte gegen die Polarisierung der Gesellschaft und antidemokratische Kräfte. Sein Tod jährt sich am 28. Februar zum 100. Mal.
In einem aktuellen Beitrag des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages klingt die Betrachtung Eberts wie eine Mahnung an Demokraten von heute: "Ebert verstand sich als Hüter der Verfassung, für den die Funktionstüchtigkeit des parlamentarischen Systems Richtschnur seines Handelns war", heißt es darin. "Er warb um die Einsicht, dass der Kompromiss zwischen den Parteien zum zentralen Bestandteil einer parlamentarischen Demokratie gehört und gerade in angespannter politischer Lage ein breiter Konsens erforderlich ist. Bei den Parteien drang er mit seinen Appellen jedoch nur selten durch."
Als amtierender Reichskanzler betonte Ebert am 6. Februar 1919 in Weimar bei der konstituierenden Sitzung der Nationalversammlung: "Nur auf der breiten Heerstraße der parlamentarischen Beratung und Beschlussfassung lassen sich die unaufschiebbaren Veränderungen, auch auf wirtschaftlichem und sozialem Gebiete vorwärtsbringen, ohne das Reich und sein Wirtschaftsleben zugrunde zu richten." Und weiter: "Das deutsche Volk ist frei, bleibt frei und regiert in alle Zukunft sich selbst. So wollen wir an die Arbeit gehen, unser großes Ziel fest vor Augen: das Recht des deutschen Volkes zu wahren, in Deutschland eine starke Demokratie zu verankern (...)." Fünf Tage später wählte ihn die Nationalversammlung zum Reichspräsidenten.
Der gebürtige Heidelberger machte eine Lehre zum Sattler
Eberts Weg an die Spitze des Staates war lang. Geboren am 4. Februar 1871 als siebtes von neun Kindern eines Schneiderehepaares in Heidelberg, wuchs er im Milieu der Kleinhandwerker, Tagelöhner und Arbeiter auf. Nach Volksschule, Sattlerlehre und Jahren als Geselle auf Wanderschaft, in denen er mit den Ideen der Arbeiterbewegung in Berührung kam und sich der Sozialdemokratischen Partei anschloss, lebte Ebert ab 1891 in Bremen. Hier stieg er rasch in der SPD auf, für die er 1900 in die Bremer Bürgerschaft gewählt wurde. 1905 wurde er in den Parteivorstand der SPD gewählt, 1913 zu deren Co-Vorsitzenden.
Während des Ersten Weltkrieges, in dem er zwei Söhne verlor, befürwortete Ebert die Zustimmung der SPD-Reichstagsfraktion zu den Kriegskrediten im Zuge der "Burgfriedenspolitik". Im Laufe des Krieges wuchs die Kritik an Eberts Kurs, an der Kreditbewilligung festzuhalten, was zur Spaltung der SPD-Fraktion führte.
Ebert blieb Zeit seines Lebens politisch umstritten
Nach dem Krieg wurde er zur bestimmenden politischen Figur im Rat der Volksbeauftragten, einer revolutionären Übergangsregierung. Der Rat setzte wichtige demokratische Reformen durch, indem er unter anderem die Vereins-, Versammlungs-, Meinungs-, Presse- und Religionsfreiheit sowie das Verhältniswahlsystem und das Frauenwahlrecht einführte.
Ebert selbst blieb als politische Person Zeit seines Lebens umstritten, hält der Wissenschaftliche Dienst fest: "Während ihn die radikale Linke als 'Arbeiterverräter' diffamierte, überzog ihn die antirepublikanische Rechte mit zahlreichen Verleumdungskampagnen und stempelte ihn zum 'Landesverräter'."
Am 28. Februar 1925 starb Ebert in Berlin an einer verschleppten Blinddarmentzündung mit nur 54 Jahren. Ein Trauerzug am 4. März 1925 wurde von Hunderttausenden begleitet. Eberts früher Tod und die Wahl Paul von Hindenburgs zu seinem Nachfolger markieren einen Wendepunkt in der deutschen Geschichte.