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Foto: DBT / Jörg F. Müller
Die Ausstellung der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Zusammenarbeit mit dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten, wird noch bis zum 18. Oktober im Paul-Löbe-Haus des Bundestages in Berlin gezeigt.

100 Jahre Reichsbanner : Ausstellung zum Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold und seinem Vermächtnis

Das „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“ wollte die Demokratie der Weimarer Republik schützen. Der Bundestag stellt nun bisher unveröffentlichte Dokumente und Fotos aus.

02.10.2024
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3 Min

Uniformierte Männer marschieren im Gleichschritt durch die Straßen Magdeburgs, die schwarz-rot-goldenen Fahnen hoch über ihren Köpfen. Ihr Anblick wirkt aufgrund der militärischen Aufmachung und strengen Haltung einschüchternd – doch dieser Eindruck trügt. Die Männer sind Mitglieder der größten demokratischen Organisation der Weimarer Republik und einer heute fast vergessenen Vereinigung: dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold

Die Szene stammt von einem historischen Foto, das derzeit im Deutschen Bundestag ausgestellt wird. Anlässlich des 100. Gründungsjubiläums der Organisation zeigt der Bundestag bis zum 18. Oktober 2024 unter dem Titel „Wehrhafte Demokratie – Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold und die Verteidigung der Weimarer Republik“ bisher unveröffentlichte Dokumente und Fotografien des Schutzverbandes.

Eine Organisation als Gegengewicht zum Nationalismus und Kommunismus

Nur drei Monate vor der Gründung der Organisation, am 22. Februar 1924, hatte die Weimarer Republik den Hitlerputsch überstanden. Die junge Demokratie war fragil. Damals erschütterten Straßenschlachten und gewaltsame Angriffe von links- und rechtsextremistischen Gruppen die Republik. Das Reichsbanner wollte die Demokratie verteidigen. 


„Mit dieser Ausstellung ehren wir die Menschen, die die Weimarer Verfassung verteidigt haben gegen die Feinde der Demokratie.“
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD)

Im Gründungsaufruf formulierten die Mitglieder ihre Mission unmissverständlich: „Bei allen gewaltsamen Angriffen auf die republikanische Verfassung wird der Bund die republikanischen Behörden in der Abwehr unterstützen und die Gegner der Republik niederkämpfen mit denselben Mitteln, mit denen sie die Republik angreifen.“ Die schwarz-rot-goldenen Farben, die mit der Gründung der Weimarer Republik zur Nationalflagge wurden, standen für die Demokratie und ihre Werte.

Foto: picture alliance / SZ Photo | SZ Photo

Die Schutzgruppe "Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold" wurde vor 100 Jahren gegründet und wollte ein Gegengewicht zu den rechts- und linksextremistischen Gruppen in der Weimarer Republik bilden.

Frauen hingegen blieb die Mitgliedschaft in der Organisation verwehrt, da sich das Reichsbanner als Bund ehemaliger Kriegsteilnehmer verstand. Das führte dazu, dass die Aufmärsche und Aktivitäten des Reichsbanners oft militärisch geprägt waren: Fackelzüge und uniformierte Aufmärsche gehörten ebenso dazu, wie Kampfsport und Schießtraining. Dennoch fanden sich unter den Unterstützern der Organisation auch prominente Frauen, wie die spätere Bundestagsabgeordnete Marie-Elisabeth Lüders (DDP). 

Der Schutz der Demokratie versagte dennoch

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Trotz aller Bemühungen konnte das Reichsbanner die Demokratie am Ende nicht retten. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 wurden zahlreiche Ortsvereine verboten, einige kamen dem Verbot mit ihrer Selbstauflösung zuvor. Am 19. Februar 1933 fand eine letzte Massendemonstration mit ca. 40.000 Teilnehmern in Berlin statt, danach wurden Demonstrationen des Reichsbanners vollständig untersagt. 

Mitglieder des Banners waren fortan zahlreichen Angriffen ausgesetzt. 64 von ihnen wurden ermordet. Am Ende konnte das Reichsbanner die Zerstörung der Demokratie nicht aufhalten. Das habe laut Bas jedoch nicht an der Schwäche des Reichsbanners gelegen, sondern an der „Stärke und Brutalität der Gegner der Demokratie“.

Neugründung nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Reichsbanner in den 1950er Jahren neu gegründet. Trotz dieser Wiederbelebung blieben die Mitgliederzahlen jedoch weit hinter den Zahlen früherer Jahre zurück. Derzeit zählt der Verband weniger als 1000 Mitglieder.

Im Rahmen der Eröffnung einer aktuellen Ausstellung würdigte die Bundestagspräsidentin die Arbeit des Reichsbanners und lobte dessen Einsatz gegen Extremismus und Antisemitismus. Sie mahnte jedoch auch, dass alle Demokratinnen und Demokraten gefordert seien, heute „wehrhaft“ zu bleiben. Politische Kräfte versuchten erneut, „unseren Staat verächtlich zu machen“, warnte sie und rief zur aktiven Verteidigung der demokratischen Werte auf.

Die Ausstellung wird noch bis zum 18. Oktober 2024 in der Halle des Paul-Löbe-Hauses des Bundestages gezeigt. Sie kann montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr besucht werden. Für den Besuch ist eine Anmeldung nötig.