Berlin erinnert an den Mauerfall : „Haltet die Freiheit hoch“ – 35 Jahre nach dem Mauerfall
Mahnmal der Einheit: Zum Jubiläum des Mauerfalls zeigen über 5.000 Plakate entlang der ehemaligen Grenze Freiheitsrufe von 1989 – und, was Freiheit heute bedeutet.
Bemalte Schilder, Laken und Kartons prägten die Proteste der Jahre 1989 und 1990 in der DDR, als sich die Menschen gegen das politische System und das SED-Regime erhoben. Zum 35. Jubiläum des Mauerfalls am 9. November werden nun Nachbildungen dieser historischen Transparente, zusammen mit neu gestalteten Plakaten, entlang des einstigen Mauerverlaufs in Berlin ausgestellt.
Mehr als 5.000 Schilder säumen einen vier Kilometer langen Abschnitt durch das Stadtzentrum, von der Invalidenstraße bis zur Axel-Springer-Straße.
Einige der Transparente dokumentieren die die Hoffnungen und Forderungen der Menschen von 1989 und 1990 mit Sätzen wie „Für ein offenes Land mit freien Menschen“. Parallel dazu entstanden in über 300 Workshops, organisiert vom Kulturprojekt Berlin, neue Plakate, die die heutige Bedeutung für Bürgerinnen und Bürger von Freiheit und gesellschaftlicher Verantwortung widerspiegeln.
Schilder zeigen Vorstellungen von Demokratie und Menschenrechten
Teilnehmer aus Schulen, Vereinen und Unternehmen, die die Schilder bemalten, zeigen so ihre Vorstellungen von Demokratie und Menschenrechten – und was sie von der Politik erwarten. Auf einem der neuen Plakate heißt es: „Demokratie? Ab sofort, unverzüglich, immer!“ – ein Satz, der an den 9. November 1989 erinnert.
„Es bewegt mich zutiefst, diese Botschaften zu lesen. Die Worte damals und heute sind so ähnlich.“, bemerkt auch eine Besucherin an der Installation in der Nähe des Reichstagsgebäudes.
28 Jahre lang zog sich die Mauer durch Berlin. Errichtet am 13. August 1961, war sie eine Betonbarriere, die Familien, Freunde und Nachbarn voneinander trennte und die Stadt in zwei Lager spaltete. Mit einer Länge von etwa 155 Kilometern umschloss sie West-Berlin fast vollständig – ein Bollwerk, das die Flucht in den Westen verhindern sollte. Doch am 9. November 1989, nach einem Sommer voller Proteste und einem immer größeren Ausreisestrom, kündigte die DDR-Regierung Reiseerleichterungen an. Noch in derselben Nacht strömten tausende Menschen an die Grenzübergänge und stiegen auf die Mauer am Brandenburger Tor, um die neu gewonnene Freiheit zu feiern – ein historischer Moment, der die Welt veränderte.
Fünf Bühnen, acht Rock-Klassiker und 700 Künstler
„Damals wollten wir einfach nur die Freiheit feiern und genießen, dass wieder zusammenwächst, was zusammengehört.“, erinnert sich ein Berliner Zeitzeuge. Heute, 35 Jahre später, ist die Botschaft der Installation „Haltet die Freiheit hoch“ ein Appell an die Gesellschaft, die damals erkämpfte Freiheit zu schützen.
Neben der Kunstinstallation bietet Berlin rund um den 9. November ein breites kulturelles Programm: An fünf Bühnen, darunter am Brandenburger Tor und Potsdamer Platz, werden am Samstagabend acht Rock-Klassiker gespielt. „S.O.S.“ von Silly, einer bekannten Band aus der DDR, und „Freiheit“ von Marius Müller-Westernhagen gehören zu den geplanten Stücken, die fast 700 Musiker gemeinsam vortragen werden. Auf Bildschirmen entlang des ehemaligen Grenzverlaufs sollen die Liedtexte wie bei einer Karaoke-Show eingeblendet werden – eine Einladung an alle Besucherinnen und Besucher, Teil der „größten Rockband Berlins“ zu werden und mitzusingen.
Berlin – Stadt der Freiheit
Joe Chialo (CDU), der Berliner Senator für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, betonte im Vorfeld der Festlichkeiten, dass es bei der Veranstaltung um das „Miteinander gehen solle: „Gesellschaftlicher Zusammenhalt ist für die Freiheit unentbehrlich, nur der Zusammenhalt erhält die Freiheit für uns alle. Dieses starke Zeichen möchten wir mit den Feierlichkeiten zu 35 Jahren Mauerfall von Berlin aus in die Welt senden. Denn unsere Stadt ist die Stadt der Freiheit. Und daran hat die Friedliche Revolution einen ganz entscheidenden Anteil.“
Mehr zum 35 Jahre Mauerfall
So haben DDR-Bürger die Mauer nicht zu Gesicht bekommen: Zum 35. Jubiläum des Mauerfalls zeigt eine Ausstellung im Bundestag seltene Aufnahmen der DDR-Grenztruppen.
Am Morgen dieses Donnerstags des Jahres 1989 ahnt noch kein Mensch, dass sich die Tore in der Berliner Mauer noch vor Mitternacht öffnen werden.
Das abschließende Highlight der Festlichkeiten bildet am Sonntagabend ein Konzert der russischen Punkrock-Band Pussy Riot an der ehemaligen Stasizentrale in Berlin-Lichtenberg – ein politisches Statement für die Freiheit auch in anderen Teilen der Welt.
Die Erinnerungen an die Friedliche Revolution und den Mauerfall bleiben wach – nicht nur als historische Anekdoten, sondern als Appell an heutige und künftige Generationen. Eine Besucherin fasst das Erlebnis entlang des ehemaligen Grenzverlaufs so zusammen: „Es ist wie eine Reise in die Vergangenheit, aber mit einem Blick in die Zukunft. Freiheit bleibt eine Aufgabe, die nie abgeschlossen ist.“